Jüdische Gedenkorte in Berlin
Der Holocaust liegt acht Jahrzehnte zurück, aber vergessen ist er nicht. Große und kleine Mahnmale erinnern überall in der deutschen Hauptstadt an die Verbrechen der Nationalsozialisten.
Holocaust-Mahnmal
Ein riesiges Stelenfeld mahnt im Zentrum der deutschen Hauptstadt, entworfen vom New Yorker Architekten Peter Eisenman. Fast 3000 Steinquader erinnern an die sechs Millionen jüdischen Menschen aus ganz Europa, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.
Stolpersteine
Ganz klein, 10 mal 10 Zentimeter, sind diese Messingtafeln. Man findet sie überall auf den Gehwegen in Berlin. Die Stolpersteine erinnern an Menschen, die in den angrenzenden Häusern gewohnt haben, bevor sie von den Nationalsozialisten deportiert wurden. Insgesamt gibt es knapp 10.000 dieser Stolpersteine in Berlin.
Haus der Wannsee-Konferenz
Am 20. Januar 1942 trafen sich in dieser Villa am Wannsee 15 hochrangige NS-Funktionäre, um über die systematische Ermordung der europäischen Juden zu beraten; sie nannten es "Endlösung der Judenfrage". Heute ist das Haus Gedenkstätte. Sie informiert über die unvorstellbare Dimension des Völkermordes, der hier beschlossen wurde.
Mahnmal Gleis 17
Weiße Rosen am Gleis 17 im Bahnhof Grunewald, im Gedenken an die über 50.000 Berliner Juden, die von hier aus in den Tod geschickt wurden. Auf 186 Stahlplatten sind die Daten und Bestimmungsorte aller Deportationszüge vermerkt, sowie die Anzahl der Deportierten. Der erste Zug fuhr am 18. Oktober 1941 in das Ghetto von Litzmannstadt (Łódź), der letzte am 5. Januar 1945 ins KZ Sachsenhausen.
Blindenwerkstatt Otto Weidt
Die Hackeschen Höfe in Berlin Mitte stehen heute in jedem Reiseführer, ein Hinterhof-Labyrinth, in dem auch viele jüdische Menschen lebten und arbeiteten. Zum Beispiel in der Bürstenfabrik des deutschen Unternehmers Otto Weidt. Er beschäftigte in der NS-Zeit viele blinde und gehörlose Juden und rettete sie damit vor Deportation und Tod. Die Blindenwerkstatt ist heute Museum.
Modezentrum Hausvogteiplatz
Hier schlug das Herz der Modemetropole Berlins. Ein Denkmal aus hohen Spiegeln erinnert an die jüdischen Modemacher, Näherinnen und Stofffabrikanten, die am Hausvogteiplatz Kleidung für ganz Europa fertigten. Die Nationalsozialisten nötigten die jüdischen Inhaber zu Zwangsverkäufen, erließen Berufsverbote. Im Zweiten Weltkrieg wurde das einstige Modezentrum Berlins unwiederbringlich zerstört.
Denkmal am Koppenplatz
Vor dem Holocaust lebten in Berlin 173.000 Juden, 1945 waren es nur noch 9000. Das Denkmal "Der verlassene Raum" steht mitten im Wohngebiet Koppenplatz, in Berlin Mitte. Es erinnert an die jüdischen Mitbürger, die ohne Vorwarnung aus ihren Wohnungen im Scheunenviertel geholt wurden und niemals zurückkehrten. Das Scheunenviertel war das Zentrum der ostjüdischen Auswanderung.
Jüdisches Museum
Der Architekt Daniel Libeskind hat sich für eine dramatische Architektur entschieden: Von oben betrachtet sieht das Gebäude aus wie ein zerbrochener Davidstern. Das Jüdische Museum zählt zu den meistbesuchten Museen Berlins, es gibt einen Überblick über die wechselvolle deutsch-jüdische Geschichte.
Jüdischer Friedhof Weißensee
In Berlin gibt es noch acht erhaltene jüdische Friedhöfe, der größte liegt im Stadtbezirk Weißensee. Mit über 115.000 Grabstellen ist es sogar der größte jüdische Friedhof Europas. Viele jüdische Verfolgte versteckten sich während der NS-Zeit auf dem unübersichtlichem Gelände. Bereits am 11. Mai 1945, drei Tage nach der Befreiung, wurde hier wieder der erste jüdische Gottesdienst abgehalten.
Neue Synagoge
1866 wurde die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße das erste Mal eingeweiht; sie galt als die größte und prächtigste Deutschlands. Im Zweiten Weltkrieg brannte sie aus. 1995 wurde die wiederaufgebaute Synagoge ein zweites Mal eingeweiht. Seitdem prägt die 50 Meter hohe goldene Kuppel wieder die Silhouette Berlins.