Köln - nur ein Vorspiel?
6. Januar 2016Woher will man wissen, dass es sich bei den jungen Männern, die während der Silvesternacht in Köln junge Frauen angriffen, wirklich um Araber handelte? Es könnte sich doch auch um Angehörige anderer Staaten handeln. Um Iraner zum Beispiel. Oder um Afghanen oder Pakistaner. Die eigenen Leute waren es jedenfalls nicht, ist ein Nutzer in der Kommentarspalte des arabischen Senders "Al Arabyia" überzeugt. Andere Zuschauer des Senders sehen es ähnlich: Araber waren das nicht. Es könnten auch Rumänen gewesen sein - die sähen Arabern schließlich ähnlich. Ebenso gut könnte es sich um Serben handeln. Dass es Syrer waren, sei unwahrscheinlich, schreibt ein anderer. Denn in Syrien habe es solche Vorfälle niemals gegeben.
Die in den Leserzuschriften von "Al Arabyia" geäußerten Schuldzuweisungen mögen in der Sache vorerst nicht weiterhelfen. Aber eines zeigen sie in aller Deutlichkeit: Von dem, was in Köln passiert ist, zeigt sich das Publikum des Senders peinlich berührt. Doch nicht alle sind sicher, dass die Täter auf keinen Fall Araber waren: Sollten es doch Araber gewesen sein, schreibt ein Leser, dann hätten sie deren Ansehen und dem der Flüchtlinge schweren Schaden zugefügt. "Wer sich so verhält und den Ruf seines Heimatlandes so sehr beschmutzt, der sollte umgehend ausgewiesen werden."
Endlich mal Dampf ablassen?
In den Leserzuschriften der europäischen Zeitungen überwiegt der Unmut - auch über die Reaktion auf den Vorfall. In vielen Zuschriften habe er einen "widerlichen Rassismus" zur Kenntnis nehmen müssen, schreibt ein Leser von "Le Monde". Er habe den Eindruck, viele hätten auf ein Ereignis wie dieses nur gewartet, um endlich mal Dampf abzulassen, schreibt ein anderer.
Doch solche Kommentare sind unter den veröffentlichten Nutzerkommentaren eher selten. Bei den derzeitigen Einwanderungszahlen habe man mit einem solchen Ereignis rechnen müssen, schreibt ein Leser. "In einigen Stadtvierteln werden sich die deutschen Frauen daran gewöhnen müssen, ihre Röcke fortan im Schrank zu lassen", erwartet er. "Ob die Zeit dazu helfen wird, diese jungen Männer an die europäischen Sitten zu gewöhnen? Leider wohl nicht, dazu sind sie von der muslimischen Kultur zu sehr geprägt worden."
Eine weitere Reichspogromnacht?
Nicht nur gegen die Täter, auch gegen die Politiker werden in einigen Kommentaren bei "Le Monde" schwere Vorwürfe erhoben: "Die Narren, die uns regieren, tun nur so, als machten sie sich Sorgen wegen der Folgen ihrer verrückten Entscheidungen", schreibt ein Leser. "Ich hoffe, dieser symbolisch hochbrisante Fall wird genauer untersucht werden. Allerdings habe ich daran meine Zweifel."
In Deutschland könnten Vorfälle wie diese schwere Folgen haben, fürchtet ein weiterer Leser: "Das wird in einer weiteren Reichspogromnacht enden." (Anmerkung der Red.: Die "Reichspogromnacht" bezeichnet vom NS-Regime gelenkte Gewalttaten gegen Juden in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938)
"Böse Überraschungen"
Auch im Forum des italienischen Nachrichtenmagazins "L´Espresso" wird angeregt diskutiert. Für die ökonomische Krise suche man Sündenböcke, heißt es warnend in einer Zuschrift. Und die habe man nun in den Flüchtlingen gefunden. Viele Kommentare ließen erkennen, dass die Gesellschaft sich darauf vorbereite, auf die Fremden einzuschlagen. "Wir lernen nie. Stattdessen sind wir zu den immer gleichen Fehlern bereit."
Die meisten Leser des Magazins kommen unterdessen zu anderen Schlüssen. "Es handelt sich nur um eine Generalprobe", heißt es in einem Kommentar. Dergleichen könne überall in Europa geschehen. Nicht der Terrorismus sei das wesentliche Problem. "Dieses besteht vielmehr in der Regungslosigkeit, mit der wir das tragische Schicksal unserer Städte hinnehmen, die eine massive Zuwanderung registrieren." Ein anderer Leser verweist auf das spezifische Geschlechterverhältnis der Migranten. "Wenn bei den Einwanderern auf eine Frau zehn Männer kommen, ist das, was in Köln passierte, das Mindeste. Wenn man dagegen nicht massiv einschreitet, werden wir böse Überraschungen erleben."
Freilich würden die nun auftretenden Spannungen auch ausgenutzt, schreibt ein anderer. "Es genügt ein Funke, um ein Feuer zu entfachen. Und ich sehe in Europa einige, die entschlossen sind, es zu entzünden."
Die Kölner Silvesternacht ist auch bei den Lesern der New York Times ein großes Thema. Dort haben sich über 17.000 User geäußert. Auch dort könnte das Ereignis politisch missbraucht werden, fürchtet einer von ihnen. "Könnte es einen Vorfall geben, der der Kampagne von Trump mehr nützt als dieser? Oder der für das Schicksal der Flüchtlinge weltweit gefährlicher ist als dieser?"
Es gebe zwar Muslime, die ein anderes Frauenbild als das im Westen übliche hätten, heißt es in einem anderen Kommentar. "Aber das heißt nicht, dass alle Flüchtlinge und alle Muslime so denken."
Ein anderer Leser fürchtet, Verhaltensweisen ließen sich Fremden nur schwerlich vermitteln. "Wer glaubt, kulturelle Normen könnten schlicht erklärt werden und meint, damit ließen sich die Probleme lösen, hat die Dimension des Problems nicht begriffen. Dieses muss an der Wurzel angegangen werden. Gesagt sei aber auch, dass die muslimische Kultur sich nicht über einen Kamm scheren lässt."
"Jetzt könnt Ihr die Suppe auch auslöffeln!"
Auch die Leser der Neuen Zürcher Zeitung äußern sich zu den Vorfällen. Ein Leser zeigt sich fast beinahe schadenfroh: "Tja, Ihr Deutschen, das habt Ihr nun von Eurem Refugee-Welcome-Gerufe. Nun löffelt die Suppe aus, die Ihr Euch eingebrockt habt."
Ein anderer empfiehlt eine entschlossene Reaktion des Staates: "Wenn die Täter aus der ausländischen Szene sind, eine Szene, die einheimische Frauen als potentielle Huren darstellt, dann muss der Staat hart durchgreifen. Hart, weil es der Beginn einer Handlungskette sein könnte, die unseren Lebensstil attackiert, indem sie öffentliche Plätze unsicher macht."
Auch auf den arabischen Facebook-Seiten wird der Vorfall diskutiert. "Man sollte die Täter hart verurteilen, das es für andere eine Warnung ist", fordert ein Nutzer. Ein anderer zieht eine bittere Bilanz: "Einhundert Frauen waren den Übergriffen von 100 Männern ausgesetzt, die den Ruf von mehr als einer Million Flüchtlingen schlecht gemacht haben."