Kabul: Nach dem Abzug der US-Truppen
Die USA haben am 31. August nach fast 20 Jahren ihren Militäreinsatz in Afghanistan beendet. Wie es in dem Land unter der erneuten Herrschaft der radikal-islamistischen Taliban weitergeht, ist ungewiss.
Nichts wie raus
Sie gehörten zu den letzten ausländischen Truppen, die noch am Flughafen in Kabul waren. Soldaten der 82nd Airborne Division steigen in der Nacht zum 31. August in eine wartende Transportmaschine des US-Militärs - Schlusspunkt einer fast 20 Jahre dauernden Mission, des längsten militärischen Auslandseinsatzes in der Geschichte der USA.
Taliban am Terminal
Am Tag darauf filmen Journalisten eine Gruppe von Talibankämpfern am Abflugterminal des Flughafens - oder an dem, was davon übrig geblieben ist. Der Flughafen von Kabul war zum Schluss das einzige Tor Afghanistans zur Welt. Zehntausende Flüchtlinge konnten darüber in den letzten Wochen das Land noch verlassen. Viel mehr Afghanen jedoch bleiben zurück - und blicken nun in eine ungewisse Zukunft.
Kampfunfähig
In einem Hangar des Flughafens in Kabul, stehen die Reste eines flugunfähig gemachten A-29-Kampfflugzeuges der afghanischen Luftwaffe. Rund 180.000 Mann gehörten zur Afghanischen Nationalarmee (ANA), die mit Milliarden an Geld und zahllosen Militärberatern aufgebaut und ausgebildet worden war. Doch mit dem Rückzug der internationalen Streitkräfte hat auch die ANA faktisch aufgehört zu existieren.
Taliban am Steuer
Mitglieder der Taliban sitzen im Cockpit eines afghanischen Kampfflugzeugs. Mehrere Flugzeuge und Hubschrauber wurden nach dem Abzug der US-Truppen zurückgelassen. Angeblich sollen sie nicht mehr funktionstüchtig sein. Zurück bleiben nicht nur Verwüstung und Schrott, sondern auch die Angst der Bevölkerung vor der Zukunft unter der erneuten Herrschaft der Hardliner.
Mission in Scherben
Nicht nur die Front des zurückgelassenen Helikopters der Afghan Air Force ist schwer zu durchschauen, auch die Zukunft des Landes ist bislang noch völlig unklar. Die militant-islamistischen Taliban lassen mit ihrer Regierungsbildung weiter auf sich warten. Wie ausgeprägt der Fundamentalismus ihrer Herrschaft sein wird, ist eine der drängendsten Fragen für die kommenden Wochen und Monate.
Achtung, Patrouille!
Solche Bilder sind nun in Kabul allgegenwärtig. Auf einem von den US-Streitkräften nach Abzug ihrer Truppen zurückgelassenen Humvee-Fahrzeug durchqueren bewaffnete Talibankämpfer die Straßen und kontrollieren die Bezirke. Trotz des betont moderaten Auftretens der Taliban seit ihrer Machtübernahme vor gut zwei Wochen fürchten sich viele Afghanen vor der Zukunft und vor Racheakten.
Die Zukunft der Kinder
Ein Händler läuft mit bunten Ballons durch die Straßen von Kabul. Die Zukunft der Kinder unter den Taliban ist ungewiss. Mehr als acht Millionen Kinder in Afghanistan sind nach Angaben des internationalen Kinderhilfswerks World Vision dringend auf humanitäre Hilfe und Schutz angewiesen. Sie seien "in höchstem Maße gefährdet", teilte die Organisation mit.
Die Rolle der Frauen
Nachdem es unter dem Schutz der alliierten westlichen Streitkräfte gelungen war, die Rechte und die Freiheiten der Frauen in der afghanischen Bevölkerung zu stärken, sieht man sie auf den Straßen jetzt wieder öfter in die Burka gehüllt. Unklar ist, welche Errungenschaften die Neuauflage des Taliban-Regimes überleben werden - ganz besonders gilt dies für die Frauenrechte.
Arbeitsalltag
Zumindest in einigen Bereichen scheint alles noch seinen gewohnten Gang zu nehmen. Wie hier im Wazir Akbar Khan Hospital, kümmern sich viele weibliche Fachkräfte um die zu versorgenden Patienten. Viele Menschen trauen den moderaten Klängen der radikal-islamistischen Taliban nicht, die sich bereits in einer Pressekonferenz zu den Rechten der Frauen noch recht undeutlich geäußert hatten.
Sorge vor Inflation und Armut
Vor den Banken bilden sich lange Schlangen. Die Menschen befürchten nun auch eine Abwertung ihrer Währung. Afghanistan zählt ohnehin zu den ärmsten Ländern der Welt. UN-Generalsekretär Guterres warnte bereits vor einer humanitären Katastrophe im Land. Fast die Hälfte der Bevölkerung sei auf Hilfen angewiesen. Jeder dritte Afghane wisse bereits jetzt nicht, woher seine nächste Mahlzeit kommen wird.