Kairo: Krawalle am Jahrestag
11. Februar 2013Mehr als zehntausend Aktivisten demonstrierten in Ägypten am zweiten Jahrestag des Rücktritts von Präsident Mubarak gegen die neue islamistische Regierung. Vor dem Präsidentenpalast lieferten sich Regierungsgegner am Montagabend Straßenschlachten mit der Polizei, die ihrerseits Tränengas gegen die Demonstranten einsetzte. Der amtierende Präsident Mohammed Mursi ließ sich vor dem Palast nicht blicken.
Mubarak war am 11. Februar 2011 nach tagelangen Massenprotesten zurückgetreten. Sein Nachfolger Mursi ist der erste Islamist an der Spitze des ägyptischen Staates. Er hatte gerade erst bei einem Besuch in Berlin versichert, er werde alles daran setzen, dass sich die Lage in seiner Heimat beruhigen kann. Davon ist noch nichts zu spüren.
Tagsüber hatten Angehörige der Anarchisten-Bewegung "Black Block" die U-Bahn in Kairo blockiert. Andere Demonstranten verbarrikadierten den Eingang der zentralen Meldebehörde am Tahrir-Platz. Das Ägyptische Museum, das auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes liegt, wurde geschlossen, um mögliche Zerstörung oder Diebstähle zu verhindern. "Das Volk will den Sturz des Regimes", lautete ein weiteres Mal das Motto des Protests.
Zu den Protestmärschen in Kairo hatten mehrere Parteien und Revolutionsgruppen aufgerufen. Sie kritisieren die Politik der Regierung von Staatschef Mursi. Ihr Protest richtete sich auch gegen das Innenministerium. Der Behörde wird vorgeworfen, dass die Polizisten des Landes immer noch zu den gleichen brutalen Methoden wie einst unter Mubarak greifen würden.
In Alexandria, der zweitgrößten Stadt Ägyptens, zogen Angehörige mehrerer Parteien durch die Straßen. Sie verteilten ägyptischen Medienberichten zufolge eine Erklärung, in der es heißt: "Zwei Jahre ist es jetzt her, dass das korrupte alte Regime gestürzt wurde, doch wir stellen nicht fest, dass sich seither etwas geändert hätte. Damals wie heute spielt der Wille des Volkes eine entscheidende Rolle."
Der 84-jährige Mubarak war nach fast 30 Jahren an der Macht vom Militär zum Rücktritt gezwungen worden. Er wurde später inhaftiert und wegen der Tötung von Demonstranten zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Der Prozess soll demnächst wiederholt werden.
ml/wl (dpa, rtr)