Kakaopreis auf Talfahrt
Kakao war in diesem Jahr so teuer wie lange nicht mehr. Für viele Produzenten in Westafrika reichte der Erlös trotzdem kaum zum Überleben. Nun sinken die Preise wieder.
Schlechte Ernte, hohe Preise
In diesem Jahr hatten es die Schokoladenhersteller mit einem besonders hohen Kakaopreis zu tun. Eine schlechte Zwischenernte in Westafrika trieb die Preise für Kakaobohnen stark nach oben. Von hier stammt rund 70 Prozent der weltweiten Ernte. Der größte Produzent ist die Elfenbeinküste. Die große Trockenheit im Frühjahr führte dazu, dass die Zwischenernte dort 40 Prozent schlechter ausfiel.
Branche hofft auf 2017
Auch die Ernte in Brasilien enttäuschte, wie Rohstoffanalystin Michaela Kuhl von der Commerzbank erklärt. Im Sommer habe man an der Börse in London etwa 2500 britische Pfund je Tonne gezahlt - ein Sechs-Jahres-Hoch. Für die kommenden Wirtschaftsjahre würden jedoch bessere Ernten erwartet. Zuletzt fiel der Kakaopreis in London deshalb auf ein Drei-Jahres-Tief von rund 1700 Pfund je Tonne.
Starke Preisschwankungen
Ausbleibende Ernten durch Dürren oder Schädlingsbefall, politische Unruhen in den Anbaugebieten, aber auch Spekulanten sorgen immer wieder für Preisschwankungen. In den 1980er Jahren war Kakao eine sehr lukrative Frucht, dann gab es bis zur Jahrtausendwende einen massiven Preisverfall. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich der Weltmarktpreis wieder mehr als verdoppelt.
Kleinbauern profitieren kaum
Steigende Preise bedeuten aber nicht automatisch mehr Geld für die Produzenten. Der Kakao wird von knapp sechs Millionen Kleinbauern in Westafrika, Indonesien und Lateinamerika angebaut. Sie erhalten nur etwa sechs Prozent des Preises für eine Tafel Schokolade, die wir in Deutschland kaufen. 1980 waren es noch 16 Prozent.
Kein Geld für Investitionen
Eine durchschnittliche Kakaobauern-Familie in der Elfenbeinküste oder in Ghana verdient weniger als ein Schokoladen-Weihnachtsmann kostet: Sie lebt von weniger als einem Euro am Tag und damit unterhalb der Armutsgrenze. Die Bauern können es sich oft nicht leisten, in neue Pflanzen zu investieren. Überalterte Plantagen werfen weniger Erträge ab - und sorgen so für Knappheit auf dem Weltmarkt.
Alte Männer, alte Bäume
Die Bauern in Westafrika sind im Schnitt 50 Jahre alt. Viele junge Menschen sehen wegen des geringen Einkommens keine Perspektive in der Landwirtschaft. Nur jeder fünfte Bauer in Ghana rechnet damit, dass seine Kinder die Kakaoplantage weiterführen. Weniger Bauern bedeuten weniger Ernte, ein knapperes Angebot, steigende Preise. Die Erlöse bleiben vor allem beim Einzelhandel und beim Fiskus hängen.
Faire Schokolade bleibt Nischenprodukt
Den Kleinbauern gegenüber stehen die internationalen Großkonzerne Multis Barry Callebaut, Cargill und Olam. Sie produzieren zusammen rund drei Viertel der Flüssigschokolade, die als Grundlage für Schokoladentafeln dient. Initiativen, die den Bauern höhere Preise durch fairen Handel versprechen, haben nur einen sehr geringen Marktanteil. In Deutschland liegt er bei zwei Prozent.