Kamala Harris: Heftiger Schlagabtausch im TV-Sender Fox News
17. Oktober 2024Das etwa 30 Minuten lange Gespräch hatte Duell-Charakter - immer wieder wurde es laut. Moderator Bret Baier begann das Interview mit mehreren Fragen zu dem im US-Wahlkampf zentralen Thema Migration. Die Demokratin Kamala Harris ist als derzeitige Vizepräsidentin der USA unter anderem für das Thema Einwanderung zuständig. Ihr republikanischer Rivale, Präsidentschaftskandidat Donald Trump, wirft der 59-Jährigen bei dieser Thematik Versagen vor.
"Republikaner haben Gesetz zu Migration verhindert"
"Darf ich zu Ende antworten?", fragte Harris immer wieder, während Baier sie unterbrach. Auf die Rekordzahl illegaler Migranten angesprochen, die unter der Präsidentschaft von Joe Biden die Grenze zwischen Mexiko und den USA überquert haben, entgegnete Harris, dass die Regierung einen Gesetzentwurf zu dem Thema im Kongress vorgelegt habe. Trump habe seinen Parteikollegen jedoch geraten, "diesen zu verhindern".
Im vergangenen Jahr überquerten mehr als 2,4 Millionen Menschen die südliche US-Grenze. Die meisten von ihnen kamen aus Mittelamerika und Venezuela und flohen vor Gewalt, Armut und Katastrophen, die auch durch den Klimawandel verschärft werden.
Baier lenkte das Gespräch dann auf das von Konservativen immer wieder politisierte Thema geschlechtsangleichende Operationen und Rechte Transsexueller. Der Moderator fragte die US-Vize, ob dafür Steuergelder verwendet werden sollten. Harris antwortete, Trump gebe Millionen von US-Dollar für Anzeigen aus, "um bei den Wählern ein Gefühl der Angst zu erzeugen, denn er hat bei dieser Wahl eigentlich keinen Plan, der sich auf die Bedürfnisse des amerikanischen Volkes konzentriert."
"Joe Biden steht nicht auf dem Stimmzettel"
Der Moderator versuchte, Harris weiter unter Druck zu setzen. Ein Thema war auch der plötzliche Rückzug von Biden aus dem Wahlkampf um eine weitere Amtszeit und die Nominierung von Harris. "Wann haben Sie zum ersten Mal bemerkt, dass die geistigen Fähigkeiten von Präsident Biden vermindert zu sein scheinen?", fragte Baier direkt. Harris stutzte und antwortete dann: Sie habe Biden dreieinhalb Jahre lang mindestens einmal pro Woche getroffen und sie habe keine Bedenken. Zudem stehe Joe Biden nicht auf dem Stimmzettel für die US-Präsidentschaftswahl Anfang November. "Und Trump schon", sagte die Demokratin.
Harris grenzt sich von Biden ab
Zugleich ging Harris bewusst auf Distanz zu Biden. "Lassen Sie mich ganz klar sagen, dass meine Präsidentschaft keine Fortsetzung der Präsidentschaft von Joe Biden sein wird." Wie jede neue Person in dem Amt werde sie ihre Lebenserfahrung, ihre berufliche Erfahrung und "frische, neue Ideen" einbringen. Außerdem repräsentiere sie eine neue Generation.
Harris lenkte das Gespräch auch immer wieder auf ihren Kontrahenten im Präsidentschaftswahlkampf. Das amerikanische Volk sei besorgt über Ex-Präsident Trump, sagte sie. Die Menschen, die ihn am besten kennen würden - selbst seine früheren Mitarbeiter im Weißen Haus - hielten den Republikaner für "ungeeignet und gefährlich" und sagten, dass er "nie wieder Präsident der Vereinigten Staaten sein sollte".
Fox News gilt als "Haussender" der Republikaner. Baier ist dort Chefmoderator für Politik. Sein Schwerpunkt liegt auf politischer Analyse, Interviews und Nachrichten. Trump hatte den Moderator schon vor der Ausstrahlung des Interviews angegriffen. Er gehe "Linke nicht hart genug an", warf er Baier auf seiner Online-Plattform Truth Social vor. Nach dem Interview sprach Trump dann von "einem harten, aber sehr fairen Interview".
Strategie-Wechsel im Wahlkampf
Harris war vor allem in der Anfangsphase ihrer Kandidatur vorgeworfen worden, Interviews zu meiden und sich damit vor kritischen Fragen zu drücken. Zuletzt hat sie mehrere Interviews gegeben - unter anderem CNN, CBS und ABC News, die als liberalere US-Sender und den Demokraten tendenziell eher wohlgesonnen gelten.
Außerdem gab die Demokratin unterschiedlichen Podcastern Interviews, um eine jüngere Zielgruppe anzusprechen. Eine ähnliche Strategie fahren Trump und sein Vizekandidat J.D. Vance.
se/pg (dpa, afp, ap, rtr)