Kampf um die Krimbrücke
22. Juli 2023Die Krimbrücke ist umkämpft. Immer wieder ist das Bauwerk Ziel von Angriffen und Anschlägen. Bei dem jüngsten Vorfall am 17. Juli kamen nach Angaben des Gesundheitsministeriums der russischen Region Krasnodar zwei Menschen ums Leben.
Das 19 Kilometer lange Bauwerk ist die längste Brücke Europas. Es verbindet die von Russland 2014 annektierte ukrainische Halbinsel Krim mit der russischen Halbinsel Taman in der Region Krasnodar.
Die Brücke führt über die Straße von Kertsch, eine Meerenge, durch die das Schwarze und das Asowsche Meer miteinander verbunden sind (siehe Karte). Sie besteht aus zwei Teilen: einer vierspurigen Autobahn und einer zweigleisigen Zugstrecke.
Ein Damm für den Zaren
Die Pläne für den Bau einer Brücke über die Meerenge von Kertsch reichen bis in die Zeit von Zar Nikolaus II. zurück, der Russland vom 1. November 1894 bis zu seinem Sturz am 15. März 1917 regierte. Damals sollte ein Damm die Meerenge überqueren. Der Erste und der Zweite Weltkrieg verhinderten jedoch die Umsetzung der Pläne.
Mit dem Bau einer ersten Verbindung hatte 1943 die Wehrmacht begonnen. Die Sowjets bauten den Übergang fertig, er überdauerte aufgrund der harten Witterung nicht einmal das Kriegsende.
In der Nachkriegszeit scheiterten die meisten Projekte an technischen und finanziellen Problemen. Stattdessen verkehrten zwischen Port Kawkas auf russischer und Port Krim auf ukrainischer Seite Eisenbahn- und Autofähren.
Gekappte Verbindungen
Nach der Annexion der Krim durch Russland im März 2014 und dem Krieg im Donbass unterbrach die Ukraine am 26. Dezember 2014 alle bisherigen Zug- und Busverbindungen über Land zur Krim. Dies führte dazu, dass die Pläne für den Bau der Brücke einen neuen Schub erfuhren.
So kündigte Russlands Präsident Wladimir Putin 2015 an, bis 2018 werde das Bauwerk fertiggestellt. Und tatsächlich: Die Straßenverbindung wurde im Mai 2018 offiziell eröffnet, und die Freigabe für den eingeschränkten Bahnverkehr erfolgte im Dezember 2019.
Mittlerweile kontrolliert Russland den gesamten Schiffsverkehr in der Meerenge. Der Krieg und der Bau der Brücke haben erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und Wirtschaft in der Region.
So hat sich der Schiffsverkehr stark verringert, weil nur noch Schiffe mit einer Höhe von bis zu 33 Metern unter der Brücke hindurchfahren können. Hinzu kommen regelmäßige Sperrungen.
So positionierte Russland am 25. November 2018 ein Frachtschiff direkt unter der Brücke. Aufnahmen von Satellitendiensten wie MarineTraffic zeigen, dass sich Frachten vor der Brückenpassage stauten.
Brückenpfeiler blockieren Packeis
Für die Umwelt sind die Tonnen von blockiertem Treibeis, die im Winter vom Asowschen Meer ins Schwarze Meer abfließen würden, eine Belastung. Die Eisblockade stört den Temperaturaustausch zwischen beiden Gewässern.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betrachtet die Krimbrücke nach eigenen Angaben als "feindliche Anlage", die zerstört werden muss. Die Brücke, die das russische Festland mit der von Russland besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim verbindet, sei "nicht nur eine logistische Straße", sagte Selenskyj per Video-Link bei einer Sicherheitskonferenz in Aspen im US-Bundesstaat Colorado am Freitag (21.07.2023).
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