Kapitol-Angreifer zu Haftstrafe verurteilt
25. Mai 2023Ein pensionierter Feuerwehrmann ist in Washington wegen seiner Beteiligung an dem Angriff auf den Parlamentssitz zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. In ihrer Urteilsbegründung erklärte die Staatsanwaltschaft, Richard Barnett habe keine Reue gezeigt und "versucht, von seiner Bekanntheit und seinem kriminellen Verhalten zu profitieren", indem er "signierte Fotos" von sich in Nancy Pelosis Büro verkauft habe.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von sieben Jahren beantragt. Barnett, der in den Gerichtsakten als Anhänger der rechtsextremen Verschwörungstheorie QAnon beschrieben wird, hatte sein Handeln als Ausübung seines verfassungsmäßigen Rechts auf Protest verteidigt. Die Geschworenen hatten den Mann aus dem US-Bundesstaat Arkansas im Januar in acht Anklagepunkten schuldig gesprochen, darunter der Behinderung eines offiziellen Vorgangs und des Eindringens in ein offizielles Gebäude mit einer gefährlichen oder tödlichen Waffe.
Barnett hatte zusammen mit hunderten Anhängern des abgewählten Präsidenten Donald Trump am 6. Januar 2021 das Kapitol gestürmt, als dort der Wahlsieg des heutigen Präsidenten Joe Biden endgültig bestätigt werden sollte. Barnett drang dann in das Büro der damaligen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Pelosi, vor.
Ein Zettel mit Beleidigungen für Pelosi
Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP fotografierte ihn, als er sich an Pelosis Schreibtisch setzte und seinen Fuß auf dem Tisch ablegte. Barnett wurde damit zu einem der bekanntesten Gesichter des Angriffs auf den US-Kongress - und zwei Tage später in Arkansas festgenommen. Noch im Kapitol hatte der Mann mit dem Spitznamen Bigo zu Journalisten gesagt, er habe Pelosi einen Zettel mit der Botschaft "Nancy, Bigo war hier, du Schlampe" hinterlassen. Bewaffnet war er mit einem Spazierstock mit Elektroschocker.
Die Kapitol-Erstürmung mit fünf Todesopfern hatte die USA tief erschüttert und international für Entsetzen gesorgt. Die Polizei nahm seither mehr als 950 Verdächtige fest, die juristische Aufarbeitung läuft. In einem weiteren Prozess soll am Donnerstag zudem das Strafmaß für den Gründer der rechtsextremen Miliz Oath Keepers, Stewart Rhodes, verkündet werden. Er war bereits im November des besonders schweren Anklagepunktes "aufrührerische Verschwörung" gegen die US-Regierung schuldig gesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft hat für den 57-jährigen Ex-Soldaten eine Haftstrafe von 25 Jahren beantragt.
bri/sti (dpa, afp)