Hassparolen auf Vagina-Skulptur
20. September 2015
Eigentlich wollte der britische Starkünstler Anish Kapoor die antisemitischen Parolen auf seiner Skulptur im Versailler Schlosspark zunächst stehenlassen. Der 61-jährige Sohn eines indischen Hindus und einer jüdischen Irakerin sah die "infamen Worte" als Teil seines Werkes" an. Nun hat ein Gericht nach längerem Streitigkeiten angeordnet, dass der Künstler die antisemitischen Beschimpfungen auf seiner umstrittenen Skulptur "Dirty Corner" im Schlosspark von Versailles schnellstmöglich entfernen muss.
Proteststurm gegen die "Vagina der Königin"
Die Skulptur besteht aus einer langen rostigen Stahlröhre, die in einer rund zehn Meter hohen Öffnung endet und an ein weibliches Geschlechtsteil erinnert. Kapoor hatte sie als "Vagina der Königin" bezeichnet, worauf christliche Bürgervereine Sturm liefern.
Die Kunstwerke Kapoors gefährdeten die kulturellen Werte Frankreichs, sein historisches Kulturerbe und die Würde der Frau, hieß es. In einer Online-Petition rief die Vereinigung "2CitizienGo" dazu auf, die Skulpturen des Künstlers abzubauen, weil sie "mit ihrem sexuellen Charakter den Ort Versailles entstellen". Polemiken auszulösen gehöre wohl zur Arbeit eines Künstlers, rechtfertigte Kapoor sich im Vorfeld der Ausstellung und stellte in Hinblick auf das Kunstwerk klar: "Jeder darf darin sehen, was er will."
Dreimal hat es seit der Eröffnung im Juni Farbattacken auf das Kunstwerk gegeben, wobei der Satz, "Respektiere die Kunst, so wie Du Gott respektierst" ("Respecte l'art comme tu crois en Dieu), auf die Innenseite der Skulptur noch die harmloseste Äußerung war. Die letzte Schmiererei von Unbekannten erfolgte vor zwei Wochen, diesmal mit antisemitischen Beschimpfungen.
Kappor soll die Skulptur am Montag (21.9.) säubern, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am Sonntag unter Berufung auf die Schlossleitung. Solange bleiben die Schmierereien auf der Riesenplastik auf Anordnung des Verwaltungsgerichts von einem schwarzem Tuch verdeckt.
suc/uh (dpa/afp)