Kapverdisches Lebensgefühl in Portugal
Seit Jahrzehnten siedeln Migranten von den Kapverden am Rand von Lissabon - in Cova da Moura. Lange Zeit hatten Lissabonner aus Angst keinen Fuß in das Viertel gesetzt. Doch die kapverdische Kultur zieht Touristen an.
Kapverdische "Exklave"
Zwei Drittel der rund 6000 Einwohner von Cova da Moura stammen von den Kapverden. Das Viertel wird daher scherzhaft auch die elfte kapverdische Insel genannt. Mit ihrem Lebensstil und ihrer Kultur des Inselstaats an der afrikanischen Westküste prägen die Bewohner das Viertel.
Portugals Hauptstadt im Blick
Auf rund 16 Hektar erstreckt sich Cova da Moura auf Hügeln. Gut 20 Minuten sind es mit dem Auto in das Zentrum von Lissabon. Immer wieder wird Cova da Moura mit Favelas, den Armenvierteln in Brasilien, verglichen. Wenn es nach Investoren und Stadtentwicklern geht, würde das Viertel in der jetzigen Form nicht mehr existieren.
Anziehungspunkt für Migranten
Seit den 1960er-Jahren siedeln Menschen auf dem Gebiet von Cova da Moura. Nach der Nelkenrevolution, die 1974 zum Sturz der Diktatur in Portugal geführt hatte, wurde das Viertel zu einem Zentrum für Migranten aus den ehemaligen portugiesischen Kolonien in Afrika.
Mehr als ein Vorurteil?
Kriminalität, Drogen, sozialer Brennpunkt - damit wird Cova da Moura oft in Verbindung gebracht. Aber auch der örtlichen Polizei wird Gewalt vorgeworfen. 17 Polizisten wurden unter anderem wegen Entführung, Folter und dem Fälschen von Berichten angeklagt. Solange das Verfahren noch läuft, gibt die Polizei dazu keine Auskunft.
Touristenmagnet
Trotz seines Image gefährlich zu sein, ist Cova da Moura bei Touristen beliebt. Paulo Cabral, der hier geboren wurde, führt Touristen für fünf Euro pro Person durch seinen Heimatort. "Die negative Seite ist nicht die einzige", sagt der 36-Jährige. "Wenn du einmal hierher kommst, wirst du immer wieder zurückkehren."
Das Streben nach Verbesserung
Benvinda Mendes (rechts) kam in den 1980ern Jahren auf der Suche nach einem besseren Leben nach Cova da Moura. Damals habe es noch kein fließendes Wasser in dem Viertel gegeben. Auch auf ein Abwassersystem oder Stromanschlüsse musste das Viertel lange warten. In Kap Verde war Mendes Bauarbeiterin. Heute führt die 73-Jährige ein Restaurant.
Die Ärmsten der Bevölkerung
Inzwischen sind die Straßen befestigt, Verschläge sind zwei- bis dreigeschossigen Gebäuden gewichen. Nach einem Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2017 gehören die Menschen, die aus den ehemaligen Kolonien stammen, zu den Ärmsten in der portugiesischen Bevölkerung.
Musik als Lebensgefühl
Musik, Konzerte und Tanz prägen neben dem Essen die Seele des Viertels. Besonders bekannt ist der Musikstil Morna, der oft mit dem portugiesischen Fado verglichen wird. Langsam, getragen, melancholisch. Schneller und rhythmischer und ebenso beliebt sind die Stile Funana und Batuko.
Die Herkunft bewahren
Cesaria Evora, die Königin des Moura. Noch heute verehren die Bewohner von Kap Verde und Cova da Moura die 2011 verstorbene Sängerin. Touristenführer Paulo Cabral sagt: "Die Leute hier mögen arm sein, aber sie haben große Herzen. Und die Kultur zu bewahren, ist ein Teil dessen, wer wir sind."