Karsai und Obama demonstrieren Einigkeit
13. Mai 2010Schwere Spannungen belasteten die Beziehungen, doch nun soll zwischen den USA und Afghanistan alles wieder gut werden. Nach einem Treffen am Mittwoch (12.05.2010) in Washington zeigten US-Präsident Barack Obama und der afghanische Präsident Hamid Karsai ihren guten Willen zur Schlichtung aller Streitfragen.
Angesichts der komplizierten Lage in Afghanistan könnten Spannungen nicht ausbleiben, sagte Obama. Gleichwohl waren sich beide einig, weiterhin eng im Kampf gegen die radikalislamischen Taliban und die mit diesen verbündeten El-Kaida-Terroristen zusammenarbeiten zu wollen.
Obama übernimmt Verantwortung
Obama sagte schwere Kämpfe voraus: "Es wird in den nächsten Monaten einige harte Kämpfe geben." Zugleich bedauerte er den Tod afghanischer Zivilisten bei US-Einsätzen und erklärte sich persönlich verantwortlich dafür. Obama bekräftigte seine Absicht, ab Sommer 2011 mit dem Rückzug seiner Soldaten zu beginnen. "Dies bedeutet aber nicht, dass wir dann mit Afghanistan abgeschlossen haben."
Karsai zeigt sich reumütig
Karsai räumte seinerseits die immer wieder zum Vorwurf gemachte Korruption in seiner Regierung ein und versprach, künftig gewissenhafter mit US-Geldern umgehen zu wollen. Er fügte hinzu, es könne die Beziehungen nur stärken, wenn bestehende Probleme offen angesprochen würden. Der afghanische Präsident dankte Obama für die Ausweitung der militärischen Offensive gegen die Aufständischen.
Die Belastungen im Verhältnis zu Afghanistan waren in den vergangen Monaten derart massiv, dass die USA zweitweise erwogen hatten, den Besuch Karsais abzusagen. Am Dienstag noch erklärte US-Außenministerin Hillary Clinton bei ihrem Empfang Karsais, das Verhältnis sei angespannt.
Kritik führte zu Verärgerung
Die USA hatten Karsai öffentlich kritisiert, Korruption und Drogenhandel nicht energisch zu bekämpfen. Karsai reagierte darauf persönlich verärgert und behauptete, Vertreter der internationalen Staatengemeinschaft seien für Betrug bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr verantwortlich. Außerdem sprach er bei einem nichtöffentlichen Treffen mit Abgeordneten von der Möglichkeit, sich unter bestimmten Umständen den Taliban anzuschließen.
Auf Seiten der afghanischen Regierung führten Angriffe von NATO-Truppen mit Opfern in der Zivilbevölkerung zu weiteren Verstimmungen. Obama sagte, der Aufstand der Taliban fordere weit mehr zivile Opfer als die Aktionen der internationalen Truppen.
Beide Präsidenten waren sich einig, dass man nicht allein auf eine "militärische Lösung" setzen könne. Obama rief Kabul unter anderem zu internen Friedensbemühungen auf. Die Regierung solle "die Tür für diejenigen Taliban öffnen, die ihre Verbindungen mit El-Kaida gekappt haben, der Gewalt abschwören und die afghanische Verfassung achten."
Autorin: Eleonore Uhlich (apn,dpa,afp)
Redaktion: Michael Wehling