Katastrophale Zustände in New Orleans
31. August 2005
New Orleans steht bereits zu 80 Prozent unter Wasser. Die Stadt zwischen dem Salzwassersee Pontchartrain und dem Mississippi liegt unterhalb des Meeresspiegels und wird normalerweise von vier Seiten mit Dämmen gesichert. Aber die können die Wassermassen kaum noch zurückhalten. Der Versuch, ein 60 Meter langes Leck in einem Schutzdamm zu reparieren, schlug fehl, wie Bürgermeister Ray Nagin berichtete.
Außerdem ist der Generator einer nahe gelegenen Wasser-Pumpstation zusammengebrochen. Nach zwei Dammbrüchen stieg der Wasserspiegel in einigen Stadtteilen bis auf sechs Meter an. Es sei damit zu rechnen, dass bisher noch verschonte Stadtteile binnen weniger Stunden ebenfalls mehr als drei Meter hoch unter Wasser stehen könnten, sagte Nagin dem Fernsehsender CNN.
Plünderungen
In New Orleans gibt es weder Trinkwasser noch Nahrung, das Telefonsystem ist komplett zusammengebrochen. Rettungskräfte und Menschen in Notunterkünften müssen mit Hilfslieferungen versorgt werden. Lebensmittelläden, Bekleidungs- und Schmuckgeschäfte wurden geplündert. Zahlreiche Menschen seien trotz der angeordneten Zwangsevakuierung in der Stadt geblieben und suchten nun nach Nahrung, sagte Nagin. Die Polizei habe sich zunächst auf Rettungsaktionen konzentriert und die Plünderungen nicht so ernst genommen, aber sie seien "eskaliert". Jetzt werde das Problem "unter Kontrolle gebracht". In mindestens zwei Landkreisen wurde angesichts der Plünderungen das Kriegsrecht verhängt.
Ausnahmezustand
Zwischen 15.000 und 30.000 Menschen sollen im überdachten Sportstadion Superdome in New Orleans Zuflucht gesucht haben - die Zahlen schwanken. Sie leben unter prekären Bedingungen, schilderte Blanco. Immer mehr Menschen würden von den Rettungskräften in das Stadion gebracht. Bei Temperaturen von 33 Grad Celsius fiel der Strom aus. Weder Toilettenspülungen noch Klimaanlagen funktionieren.
Überall stapelt sich nach Augenzeugenberichten der Müll. In dem Stadion ist es heiß, stickig und feucht. Die Versorgung mit Lebensmitteln ist schwierig. Ein Mann stürzte sich von einer Tribüne des Stadions in den Tod. Rund um den Superdome stehe das Wasser kniehoch. Möglicherweise müsse das Stadion ebenfalls evakuiert werden. In der Stadt befreiten Rettungskräfte hunderte Bewohner aus Dachböden und von Hausdächern und brachten sie in Sicherheit.
Die Häuser, in denen Tote liegen, werden mit roten oder schwarzen Zeichen markiert. Für ihre Bergung und Bestattung ist derzeit keine Zeit. Die Zahl der Todesopfer ist weiter völlig unklar. "Wir kümmern uns jetzt nicht um die Toten", sagte Bürgermeister Ray Nagin.
Mut und Hoffnung
Die bevorstehende Arbeit zum Wiederaufbau der Stadt ist "unvorstellbar", sagte Gouverneurin Kathleen Blanco. Einige Stadtviertel müssten vollständig neu aufgebaut werden, zahlreiche Gebäude seien komplett zerstört. Teile des wichtigsten Highways seien zusammengebrochen, die Straße "wie ein Puzzle" in Einzelteile zerlegt. "Ich glaube, die Leute werden auf ihre innere Stärke bauen müssen wie noch niemals zuvor", so Blanco. (arn)