Kater am Kanal
2. Dezember 2001"Seit die Gringos weg sind, geht die Wirtschaft den Bach runter", sagt der 39-jährige Hector Castillo, während er sich mit seinem klapprigen Nissan-Taxi durch das Verkehrsgewühl von Panama-Stadt schiebt. Wie viele seiner Landsleute ist Castillo jetzt der Meinung, dass die "Gringos", wie die US-Amerikaner in Lateinamerika heißen, ein notwendiges Übel waren.
Zweites Singapur?
Fast zwei Jahr ist es jetzt her, dass die USA den von ihnen erbauten berühmten Kanal zwischen Atlantik und Pazifik an Panama übergaben und die dort stationierten "Gringos" abzogen. Doch viele Panamaer glauben, dass es ihnen früher wirtschaftlich besser ging. Die Versprechungen der Regierung, die von den Amerikanern geräumten Flächen am Kanal binnen kurzem in blühende Firmenlandschaften zu verwandeln, harren noch ihrer Erfüllung. Ein "zweites Singapur" hatten einige überoptimistische Planer aus Panama machen wollen. Castillo hat dafür nur einen englischen Kraftausdruck übrig.
Bis 1999 gehörte Castillo zu den privilegierten Taxifahrern, die in die Howard-Luftwaffenbasis auf der Westseite des Kanals einfahren durften. Jetzt steht Howard leer, weil sich noch kein privater Investor für das Gelände gefunden hat. Nicht viel anders sieht es im Fort Clayton am nördlichen Stadtrand aus. Nur 20 Prozent der Einrichtungen, in denen eigentlich ein Technologiepark und ein internationales Hochschulzentrum entstehen sollten, sind vermietet. Die Einnahmen decken kaum die Kosten.
Kein Ausgleich
Immerhin sind entlang der 81 Kilometer langen Wasserstraße auf früherem Militärgelände einige neue Hotels gebaut und an den Kanalausgängen Container- und Kreuzfahrtterminals errichtet worden. Doch ist das noch kein Ausgleich für die jährlich 300 Millionen Dollar, die die amerikanischen Truppen und Kanalbediensteten mit ihren üppigen Auslandszulagen einst im Lande ließen.
Dabei läuft der Schiffsverkehr im Kanal, den Panamas Präsidentin Mireya Moscoso am 31. Dezember 1999 um 12.00 Uhr Ortszeit feierlich übernahm, reibungslos. Die Unkenrufe, dass die Panamaer unfähig seien, den Kanal alleine zu betreiben, sind längst verstummt. Jeden Tag passieren rund 35 Schiffe den Kanal, die Unfallzahl war im vorigen Jahr eine der niedrigsten aller Zeiten.
Kein Geld für Kanalerweiterung
Allerdings gilt der Kanal mit seinen Schleusen, die nur Schiffe bis 300 Meter Länge und 65.000 Tonnen Gewicht aufnehmen können, für den künftigen Verkehrsbedarf als zu klein. Teile des Panamakanals sollen weiter ausgehoben werden, um die Schifffahrt für große Frachter zu erleichtern. Abhilfe soll auch eine dritte Schleusentrasse schaffen, doch würde deren Bau mehrere Milliarden Dollar verschlingen und vermutlich auch die Umwelt erheblich belasten. Eine Entscheidung steht daher noch aus.
Nicht nur in Sachen Kanalausbau wird der Regierung Moscoso Entscheidungsschwäche vorgeworfen. Kritiker bemängeln auch, dass sie zu wenig für die Förderung des Tourismus tue. Panama wird von internationalen Experten zwar ein großes Potenzial bescheinigt, doch kamen im vorigen Jahr erst 120 000 Gäste. Zum Vergleich: im benachbarten Costa Rica waren es rund eine Million.