Katholikentag
27. Mai 2014In Regensburg erwartet die Katholiken ein Fest des Glaubens, eine politische Veranstaltung ebenso wie ein Kulturevent. Mehr als 1000 Punkte bietet das Programm – vom intimen Bibelkreis bis zum Großgottesdienst für Tausende Teilnehmer, vom Konzert bis zur politischen Diskussion. Politik- und Geistesgrößen jeder Couleur haben sich angesagt. Bundespräsident Joachim Gauck spricht zur Eröffnung. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird erwartet. Veranstalter ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), gastgebendes Bistum die Diözese Regensburg.
Reformen liegen in der Luft
Es ist eine spannende Zeit für die Katholiken. Reformen liegen in der Luft, seit Papst Franziskus Bescheidenheit predigt und seiner Kirche – gegen alle Widerstände - mehr Menschen- und Lebensnähe abverlangt. Das Motto des Kirchentags in Regensburg lautet denn auch "Mit Christus Brücken bauen". Und das scheint nötig, denn viele Menschen erreicht die Kirche nicht mehr. Kirchenaustritte sind die Folge.
Viele Gläubige halten die Sexualmoral ihrer Kirche für verstaubt. Das ist jetzt auch im fernen Rom angekommen, seit die Ergebnisse einer entsprechenden Umfrage unter Katholiken bekannt sind. Diskutiert wird in Regensburg über die Wiederzulassung von Menschen zur Kommunion, die nach einer Scheidung erneut geheiratet haben. Immerhin gilt die Ehe in der Kirche als unauflöslich. Angesichts des Priestermangels und des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Geistliche fordern viele eine Lockerung des Zölibats. Diskutiert wird auch die Zulassung von Frauen zum Diakonenamt. Und schließlich zählen auch die Finanzen der Kirche zu den Themen" des Katholikentags. Der Skandal um den teuren Bischofssitz in Limburg lässt grüßen. Auch das kirchliche Arbeitsrecht steht auf der Agenda in Regensburg.
"Ohne Tabus" will man diese heißen Eisen diskutieren. "Es gibt keine Denk- oder Redeverbote", verspricht der Päsident des Zentralkommitees der Deutschen Katholiken, Alois Glück. Die Gesprächskultur in der Kirche habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert, so Glück im Interview der Deutschen Welle.
Protestanten hoffen auf Ökumene
So kommt es, dass die in der Amtskirche umstrittene Schwangerenberatung "Donum Vitae" wieder mit einer eigenen Veranstaltung präsent ist. "Zum ersten Mal nach über einem Jahrzehnt", wie Glück betont.
Auch die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" ist in Regensburg mit einem eigenen Programm vertreten. Es nennt sich "Kirchentag plus" und soll die Anliegen der kirchenkritischen Laienorganisation in einer hochkarätig besetzten Vortragsreihe zur Sprache bringen, darunter die Mitwirkung von Laien in der Kirche, das Familienbild der Katholischen Kirche, die Toleranz der Kirche gegenüber den aktuellen Lebensformen und last, but not least, das Verhältnis von Staat und Kirche. Wenn sich Staat und Kirche voneinander emanzipieren", so Sigrid Grabmeier vom "Wir sind Kirche"-Bundesteam gegenüber der Deutschen Welle, "können beide Seite nur gewinnen."
Nicht nur Katholiken, auch Protestanten blicken gespannt auf das erste katholische Laientreffen seit der Wahl von Papst Franziskus. Der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, erinnerte im DW-Gespräch an die jüngste ökumenische Sozialinitiative beider Konfessionen, die ebenfalls in Regensburg diskutiert werde. "Das ist ein Versuch, der Gesellschaft gemeinsam Orientierung zu geben", so Bedford-Strohm gegenüber der Deutschen Welle, "und ich bin da sehr zuversichtlich." Der Landesbischof leitet die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern mit rund 2,5 Millionen Mitgliedern seit dreieinhalb Jahren.