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Katz: "Die NATO folgt dem Wunsch Karsais"

Abdul Bari Hakim21. Februar 2013

ISAF-Sprecher Günter Katz gibt sich optimistisch: Afghanistan sei trotz aller Schwierigkeiten auf einem guten Weg. Im Frühjahr sei die afghanische Armee bereit, die Verantwortung für die Kämpfe selbst zu übernehmen.

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Brigadegeneral Günter Katz auf einer Pressekonferenz in Kabul (Foto: dpa)
ISAF Günter KatzBild: picture-alliance/dpa

DW: Herr General, Präsident Karzai hat am Wochenende (17.02.2013) bei einem Treffen mit der afghanischen Armee seine Sicherheitskräfte angewiesen, künftig keine NATO-Luftunterstützung mehr anzufordern, nicht einmal im Notfall. Ist das ein Zeichen von Misstrauen gegenüber NATO und ISAF?

Günter Katz: Zunächst einmal ist Herr Karsai Präsident eines souveränen Staates, der seinen Sicherheitskräften eine Weisung gibt. Ich denke, das ist eine ganz normale Sache. Mit diesem Schritt versucht er, noch mehr Rücksicht zu nehmen auf Tote und Verletzte innerhalb der Zivilbevölkerung. Das ist auch eindeutig im Interesse von ISAF. Insofern haben wir die gleichen Interessen. Der Kommandeur von ISAF hat deutlich gemacht, dass wir dem Wunsch des Präsidenten folgen und dessen ungeachtet die afghanischen Sicherheitskräfte weiter unterstützen werden.

Afghanistan hat nur eine sehr schwach funktionierende Luftwaffe. Heißt das, die afghanische Armee muss jetzt ohne Luftunterstützung gegen die Taliban und andere Rebellen kämpfen?

Die afghanischen Sicherheitskräfte werden das künftig ohne die Luftunterstützung der NATO, beziehungsweise der ISAF, machen. Wie gesagt: Wir werden dem Wunsch des Präsidenten folgen. Die Afghanen haben eine Anfangsbefähigung, was die Luftstreitkräfte anbelangt, sie haben eine recht gut ausgebildete Artillerie, die auch unterstützend wirken kann, so dass es auch andere Möglichkeiten gibt. Die Details, wie wir das Ganze mit unseren afghanischen Partnern umsetzen und in Zukunft vorgehen werden, das wird in den nächsten Tagen besprochen.

Die Afghanen haben immer gesagt, dass ihre Luftwaffe sehr schwach ist. Hier müsste die NATO also nicht nur ausbilden, sondern auch mit den notwendigen Waffen ausrüsten. Inwieweit geschieht das tatsächlich?

Das machen wir bereits, und wir sind auch auf einem guten Weg. Wir dürfen natürlich nicht vergessen, dass es deutlich schwerer ist eine Luftwaffe aufzustellen im Vergleich zu einer Armee - was wir als Heer bezeichnen würden bei der Bundeswehr. Wir haben es hier mit einem Land zu tun, in dem immer noch 75 Prozent der Bevölkerung Analphabeten sind. Wir brauchen eine Luftwaffe, wo jeder lesen und schreiben kann, wo die Piloten und Techniker Englisch können, weil die Dokumentation nur auf Englisch vorliegt. Und dann stehen wir vor der Herausforderung, Piloten auszubilden und auch Techniker. All das dauert sehr lange. Wir gehen davon aus, dass es bis 2016 dauern wird, bis die Luftwaffe voll einsatzfähig ist. Wir werden uns weiterhin bemühen, wir sehen die ersten Erfolge: Die ersten Hubschrauber fliegen mit afghanischen Besatzungen, die Afghanen haben bereits eine geringe Lufttransportfähigkeit, so dass sie eigentlich auf einem guten Weg sind. Wir müssen nur akzeptieren, dass es länger dauert als bei anderen Streitkräften.

US-Präsident Obama hat in der vergangenen Woche angekündigt, bis zum Jahresende 34.000 Soldaten aus Afghanistan abzuziehen. Sein afghanischer Amtskollege Karsai gibt die Order, künftig keine NATO-Luftunterstützung mehr anzufordern. Experten zufolge stärken solche Meldungen vor allem die Aufständischen. Wie groß ist die Gefahr, dass Afghanistan nach 2014 wieder in einen Bürgerkrieg schlittert?

Also wir dürfen nicht vergessen: Das, was Präsident Obama gesagt hat, war bereits auf dem NATO-Gipfel 2010 beschlossen worden - was die Zeitleisten und was die Strategien anbelangt. Die USA können die 34.000 Soldaten sicherlich innerhalb des nächsten Jahres abziehen. Wir wissen, dass die afghanischen Streitkräfte im Prinzip ab dem Frühjahr die Führung der Kämpfe übernehmen werden. Die Ergebnisse, die wir dort sehen, sind so, dass wir sehr zufrieden in die Zukunft schauen können.

Afghanistan wird nicht in einen Bürgerkrieg schlittern wie 1992 nach dem Fall des Nadschibullah-Regimes. Wir haben 50 Nationen, die zuletzt noch auf dem NATO-Gipfel in Chicago gesagt haben, dass sie sich weiter für dieses Land engagieren werden, auch über 2014 hinaus. Bei der Afghanistan-Konferenz in Tokio im Sommer 2012 haben wir klare Zusagen bekommen, was die Finanzen anbelangt. Wir können sagen, dass die internationale Gemeinschaft das Land nicht alleine lassen wird, sondern vielmehr an Afghanistans Seite stehen wird, wenn es darum geht, das Land in eine bessere und sichere Zukunft zu begleiten.

Brigadegeneral Günter Katz ist Sprecher des ISAF-Hauptquartiers in Kabul.