Keine Favoritensiege in Locarno
Die Hauptjury war 2015 für Überraschungen gut: Der Goldene Leopard geht nach Südkorea. Regisseur Hong Sang-soo ist der Hauptgewinner des Schweizer Filmfestivals. Der Preis für die beste Darstellerin ging an vier Frauen.
Leoparden in Locarno
Auf ihn haben die Gäste seit Tagen gewartet: Den Gewinner des Goldenen Leoparden des Schweizer Filmfestivals in Locarno. Neben den Filmfestivals in Cannes, Venedig und Berlin ist es der viertwichtigste europäische Preis für Filmschaffende. Der Hauptpreis ging in diesem Jahr überraschend an einen Film aus Südkorea.
Der Gewinnerfilm: "Right Now, Wrong Then"
19 Filme waren im Wettbewerb. Durchgesetzt hat sich Regisseur Hong Sang-soo mit "Right Now, Wrong Then": Ein Mann auf der Durchreise begegnet einer Frau. Er spricht sie an, aber die Annäherung verläuft im Nichts. Dann beginnt der Film noch einmal von vorne, nur sind diesmal die Dialoge ehrlicher. Der Film erhielt auch einen Silbernen Leoparden für den besten männlichen Darsteller: Yae-Young Jung.
Publikumspreis: "Der Staat gegen Fritz Bauer"
Der deutsche Regisseur Lars Kraume erhielt den Publikumspreis für "Der Staat gegen Fritz Bauer": Der Film handelt vom legendären deutschen Staatsanwalt Fritz Bauer, der sich in den 50er und 60er Jahren für die Anklage ehemaliger NS-Verbrecher engagierte - damals ein schwieriges Thema und von breiten Teilen der Gesellschaft skeptisch beobachtet.
Bester Filmerstling: "Paradise"
Die iranisch-deutsche Co-Produktion "Paradise" ("Ma dar Behesht") wurde im Nebenwettbewerb um den besten Filmerstling ausgezeichnet: Die 24-jährige Hanieh unterrichtet an einer Primarschule. Eines Tages verschwinden zwei Schülerinnen und wurden womöglich entführt. Regisseur Sina Ataeian Dena bildet mit diesem Film ein intensives Bild der modernen iranischen Gesellschaft ab.
Beste Darstellerinnen: "Happy Hour"
Die beste Darstellerin ist in diesem Jahr ein ganzes Ensemble: Die Silberne Auszeichnung teilen sich die Schauspielerinnen des japanischen Films "Happy Hour": Sachie Tanaka, Hazuki Kikuchi, Maiko Mihara und Rira Kawamura. Der fünfstündige Film wurde unter anderem als "'Sex and the City' auf Japanisch" bezeichnet.
Spezialpreis: "Tikkun"
Der israelische Regisseur Avishai Sivan erhielt den Spezialpreis der Jury. Der Schwarzweiß-Film "Tikkun" dreht sich um einen ultra-orthodoxen Musterschüler, der nach einem Nahtod-Erlebnis sein Leben komplett umwälzt. Ein starker Film, der unter die Haut geht. Autor/Autorin: Heike Mund