Keine Feuerpause im Jemen
19. Juni 2015Die Genfer Friedensgespräche für den Jemen sind ohne Einigung der verfeindeten Parteien zu Ende gegangen. Es habe jedoch einige Fortschritte gegeben, auf denen aufgebaut werden könne, meinte der UN-Sondergesandte für den Jemen, Ismail Ould Cheikh Ahmed. Einzelheiten sollten allerdings erst später bekanntgegeben werden. Es sei schon ein Erfolg, dass die Konfliktparteien überhaupt in Genf zusammengekommen seien, meinte der UN-Sondergesandte. Der Außenminister der jemenitischen Exil-Regierung, Riad Jassin (Artikelbild l.), erklärte, die Gespräche hätten zu keinem Ergebnis geführt.
Seine Delegation sei "voller Hoffnung" zu den Gesprächen unter UN-Vermittlung angereist, sagte Jassin in Genf. Die Delegation der Huthi-Rebellen habe es jedoch "leider nicht ermöglicht", bei den Gesprächen "echte Fortschritte" zu erzielen. Die Bemühungen um eine Verhandlungslösung sollten aber fortgesetzt werden, selbst wenn es kein Datum für weitere Gespräche gebe.
Bislang mindestens 2300 Tote
Ziel der Gespräche war zunächst eine Feuerpause. Darüber hinaus sollten sich die schiitischen Huthi-Rebellen aus vielen eroberten Städten zurückziehen. Im Gegenzug hätte die saudisch geführte Koalition, die die gestürzte Regierung unterstützt, ihre Luftangriffe einstellen sollen. Seit Ende März bombardiert ein von Saudi-Arabien geführtes Militärbündnis Stellungen der Huthis in dem bitterarmen Land auf der Arabischen Halbinsel. Die Regierung des Jemen war vor den Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden, ins Nachbarland Saudi-Arabien geflohen. In dem Konflikt sind seit Ende März laut UN mindestens 2300 Menschen ums Leben gekommen.
Am Donnerstag waren Gesprächsteilnehmer mit Demonstranten aneinander geraten. Eine ältere Dame hatte dem Delegationsleiter der Rebellen, Hamsa al-Huthi, mit einem Schuh beworfen - in der arabischen Welt eine schwere Beleidigung. Die Frau warf den Aufständischen vor, sie seien "Mörder", die im Süden des Landes "Krankheit und Tod" verbreiteten. Es folgten Handgreiflichkeiten zwischen mehreren Demonstranten und Vertretern der Rebellen, dabei wurden auch Flaschen geworfen.
Die UN erhöhten inzwischen die Schätzung für den Hilfsbedarf für Nahrungsmittel und Medikamente auf 1,6 Milliarden Dollar (gut 1,4 Milliarden Euro). Inzwischen seien vier Fünftel der Gesamtbevölkerung von 21 Millionen Menschen auf Hilfe von außen angewiesen, sagte der Sprecher des UN-Büros für die Koordinierung der humanitären Hilfe (Ocha), Jens Laerke, in Genf. Millionen Menschen hätten kein sauberes Wasser und erhielten keine Gesundheitsversorgung. Inzwischen breiteten sich Krankheiten wie das Dengue-Fieber und Malaria aus.
ago/stu (afp, dpa, AP)