Keine Hinweise auf Mord an Beresowski
25. März 2013Der zuständige Polizeichef Kevin Brown von der ermittelnden Thames Valley Police teilte mit: "Wir haben nichts, was nach derzeitigem Stand darauf hindeutet, dass Dritte beteiligt waren." Es sei falsch, vor dem endgültigen Ergebnis der Obduktion über die Todesursache von Boris Beresowski zu spekulieren.
Experten hatten das Haus auch auf radioaktive Strahlung und Verseuchung mit chemischen oder biologischen Substanzen untersucht. Gefunden wurde laut Polizei aber nichts. Aus Beresowskis Umfeld sickerte durch, der Unternehmer habe unter Depressionen gelitten - es könnte sich um einen Freitod handeln. Der 67-Jährige war am Samstag in seinem Haus bei London von seinem Leibwächter tot im Badezimmer liegend gefunden worden. Der Personenschützer gab an, die Badezimmertür sei von innen abgeschlossen gewesen, er habe sie aufbrechen müssen.
Beresowski hatte nach dem Zerfall der Sowjetunion in Russland Milliarden verdient, unter anderem mit dem Import westlicher Autos, sowie mit Öl- und Mediengeschäften. Zur Amtszeit von Präsident Boris Jelzin galt er als graue Eminenz im Kreml. Mit dessen Nachfolger Wladimir Putin überwarf sich der Oligarch und ging im Jahr 2000 nach Großbritannien, wo ihm politisches Asyl gewährt wurde. Im Exil avancierte Beresowski zu einem der schärfsten Kritiker Putins. Er unterstützte die russische Opposition finanziell. Die russischen Behörden legten ihm nach seiner Übersiedlung zahlreiche Wirtschaftsverbrechen zur Last und forderten von Großbritannien seit Jahren die Auslieferung. Unter anderem wurden mehrere Jachten Beresowskis beschlagnahmt.
Das US-Magazin "Forbes" schätzte das Vermögen des Oligarchen im Jahre 1997 auf drei Milliarden US-Dollar und 2007 auf eine Milliarde. Medien hatten zuletzt allerdings über massive finanzielle Probleme Beresowskis geschrieben. Unter anderem soll er mehrere Werke aus seiner großen Kunstsammlung zum Verkauf angeboten haben. Im vergangenen Jahr hatte Beresowski in London einen spektakulären Prozess gegen seinen Landsmann, den Oligarchen und Besitzer des englischen Fußballklubs FC Chelsea, Roman Abramowitsch, verloren. Beresowski hatte umgerechnet mehr als 3,5 Milliarden Euro gefordert, weil Abramowitsch ihn zum übereilten Verkauf von Öl-Aktien unter Preis überredet haben soll.
Putins Sprecher Dmitri Peskow teilte im Staatsfernsehen mit, Beresowski habe dem Präsidenten vor zwei Monaten einen Brief geschrieben, in dem er Fehler eingeräumt und um eine Rückkehrerlaubnis nach Russland gebeten habe. Die Behörden prüften die Möglichkeit eines Begräbnisses in Moskau, sagte Peskow.
wl/se (dpa, rtr, ap, afp)