Meine Kleidung ist meine Sache
18. November 2014Es war eine klare Botschaft, die am Montag Hunderte Kenianerinnen und Kenia auf die Straßen führte: "My dress, my choice" – "Meine Kleidung, meine Entscheidung". Unter dem Motto demonstrierten sie für mehr Selbstbestimmung und Schutz vor sexueller Gewalt. Am vergangenen Mittwoch hatten Männer eine Frau in Nairobi überfallen und gewaltsam ausgezogen, weil sie ihre knappe Bekleidung als unsittlich ansahen. Die Frau habe einen Minirock getragen. Ein Video von dem Angriff wurde auf YouTube verbreitet.
Auch wenn das Video inzwischen entfernt worden ist, hat es doch innerhalb kürzester Zeit einen Aufschrei in Kenia erzeugt. In den sozialen Netzwerken Facebook und #link:https://twitter.com/hashtag/MyDressMyChoice?src=hash:Twitter# schlossen sich Tausende der Kampagne #MyDressMyChoice an und bekundeten ihre Sympathie mit dem Opfer. Nach Berechnungen des Webanalyse-Anbieters Topsy wurde der #link:http://topsy.com/s?q=%23MyDressMyChoice&window=d:Hashtag MyDressMyChoice# in den vergangenen Tagen über 50.000 mal erwähnt.
Doch der Angriff in Nairobi war kein Einzelfall. Wambui Ngige, Aktivistin der kenianischen FLONE-Initiative Gründerin von der Kampagne #MyDressMyChoice spricht von vielen Vorfällen, in denen in der Öffentlichkeit ausgezogen wurden, weil sie angeblich unangemessene Kleidung trugen. "Das jüngste Ereignis hat so viel Aufmerksamkeit erzeugt, da es aufgezeichnet und ins Internet gestellt wurde. Aber solche Vorfälle ereignen sich sehr oft in ganz Kenia", sagte die Menschenrechtsaktivistin Ngige der DW. "Aber dieses Mal haben wir uns entschieden, nicht mehr zu schweigen. Wir mussten diese Kampagne starten um ein Zeichen ein für allemal zu setzen."
Männer fordern mehr Rechte für Frauen
Die Demonstranten in Nairobis Uhuru Park trugen Banner mit der Aufschrift "Sagt Nein zur Gewalt gegen Frauen! Meine Kleidung ist meine Entscheidung". Die Frauen trugen aus Solidarität mit dem Opfer selbst Miniröcke. Kenias Vizepräsident #link:http://www.aljazeera.com/news/africa/2014/11/2014111710237506108.html:William Ruto habe laut Medienberichten# angeordnet, dass die Angreifer gefasst werden müssten und Untersuchungen eingeleitet würden.
Unterdessen hat die Polizei angegeben, sie könne nicht tätig werden, da das Opfer keine Anzeige erstattet habe. So bestand auch eine Absicht der Demonstration darin, Polizei und Kenias Präsident davon zu überzeugen, diese brutalen Akte der Gewalt gegen Frauen öffentlich zu verurteilen, sagt Ngige. "Eine kenianische Frau sollte das Recht haben, sich zu kleiden wie sie das gerne möchte. Das ist Teil unserer Verfassung." Eine weitere Demonstration ist für den 24. November geplant.
Die Kraft sozialer Medien
Ngige weiß, es gibt durchaus viele Stimmen, die sich mit den Angreifern identifizieren und sagen, Frauen sollten sich "anständig" kleiden. Doch die Demonstration im Uhuru Park hat auch viele Männer hinter sich versammelt, die Sticker auf ihren Revers trugen und Transparente in den Händen mit der Aufschrift "Stoppt die Gewalt gegen Frauen!".
Die Sozialen Netzwerke hätten wieder einmal geholfen, eine größere Aufmerksamkeit zu erreichen. "Wir haben mit Facebook begonnen, dann mit Twitter und plötzlich hat sich die Kampagne wie ein Lauffeuer verbreitet", sagt Ngige. "Mit dem Druck, den die sozialen Netzwerke erzeugen, hoffen wir auf eine Reaktion vom Präsidenten. Das sich schließlich auch etwas ändert."