Kerber gewinnt Australian Open
30. Januar 2016Angelique Kerber hat überraschend die Australian Open gewonnen. Sie setzte sich am Samstag in Melbourne im Endspiel gegen die Weltranglisten-Erste Serena Williams aus den USA mit 6:4, 3:6 und 6:4 durch. Nach der größten deutschen Tennis-Überraschung seit Boris Beckers Wimbledonsieg 1985 ließ sich Kerber auf den Rücken fallen - dann flossen Freudentränen. "Mein Traum ist wahr geworden an diesem Abend. Dafür habe ich hart gearbeitet. Das waren die besten zwei Wochen meines Lebens", sagte Kerber nach dem Match.
Es ist der erste Grand-Slam-Titel einer deutschen Spielerin seit dem Triumph von Steffi Graf bei den French Open 1999. Kerber verteidigte damit zugleich Grafs Grand-Slam-Rekord von 22 Titeln. Williams bleibt nach ihrer erst fünften Niederlage in einem Finale der vier Major-Events bei 21 Erfolgen stehen. Zuletzt hatte Sabine Lisicki 2013 in Wimbledon im Finale gestanden, war dort gegen Marion Bartoli aus Frankreich aber chancenlos gewesen.
Nervosität schnell abgestreift
Kerber spielte bei ihrer Premiere in einem Grand-Slam-Finale dagegen überragend und wie entfesselt, nach 2:08 Stunden verwandelte die 28-Jährige ihren ersten Matchball. Schon als die Partie begann, schien jegliche Nervosität wie verflogen. Zwar machte sie beim ersten Aufschlagspiel der US-Amerikanerin keinen Punkt, doch dann brachte sie ihr Service ebenfalls durch. Damit hatte Kerber sofort ein kleines Ausrufezeichen gesetzt. Doch es kam noch besser. Sie spielte weiter mutig drauf los und nahm der großen Favoritin das Service zum 2:1 ab. Ein Raunen ging durch das Stadion. Sollte hier die große Überraschung in der Luft liegen? Kerber hatte Williams auf jeden Fall früh die Laune verdorben. Die US-Amerikanerin zeigte sich sichtlich verärgert und steigerte sich nun.
Zum 3:3 nahm sie Kerber das Service ab, weil deren zweiter Aufschlag einfach zu harmlos war. Nun schien alles wieder in der Reihe zu sein. Aber Kerber wich nicht zurück. Sie schaffte prompt das nächste Break, weil sie deutlich mehr Bälle zurückbrachte als alle anderen bisherigen Williams-Gegnerinnen im Turnier zusammen. Williams wirkte verdutzt und leistete sich einen leichten Fehler nach dem anderen. 23 waren es bis zum Ende des ersten Satzes, den sich Kerber nach 39 Minuten unter dem großen Jubel der Zuschauer sicherte.
Kerber nicht abzuschütteln
Im zweiten Durchgang hob Williams ihr Niveau dann aber deutlich an. Zugleich unterliefen Kerber ein paar Fehler mehr, die die dreimalige Grand-Slam-Turnier-Siegerin des vergangenen Jahres zu nutzen wusste. Zum 3:1 gelang ihr das Break, nach insgesamt 72 Minuten schaffte Williams den Satz-Ausgleich. Vor allem deshalb, weil die US-Amerikanerin ihre Anzahl an leichten Fehlern von 23 auf fünf zurückschraubte. Doch wer gedacht hatte, nun würde Williams problemlos durch den dritten Satz spazieren, der sah sich getäuscht.
Kerber zeigte keine Nerven, spielte weiter mutig und kämpfte um jeden Ball. Der Lohn war ein frühes Break zum 2:0, auch weil Kerber zwei spektakuläre Ballwechsel mit großem Kampfgeist für sich entschied. Allerdings konnte Kerber ihren Vorsprung danach nicht halten und gab sofort selbst ihr Service ab. Aber auch von diesem Rückschlag ließ sie sich nicht unterkriegen. Zum 4:2 schaffte sie das nächste Break und führte die Nummer eins der Welt dabei mit traumhaften Stoppbällen phasenweise vor. Beim Stand von 5:3 schlug Kerber zum Matchgewinn auf, musste aber wieder ein Break hinnehmen. Doch die Deutsche machte einfach weiter und wurde schließlich belohnt.
Hier nochmal das komplette Match in unserem Ticker zum Nachlesen: