Kerber und Görges im Wimbledon-Halbfinale
10. Juli 2018Angelique Kerber ballte die Fäuste und schrie ihre Freude heraus. Deutschlands bester Tennisspielerin fehlt nur noch ein Sieg zu ihrem zweiten Wimbledon-Finale. Die ehemalige Nummer eins der Tennis-Welt setzte sich im Viertelfinale in London gegen die Russin Darja Kassatkina mit 6:3, 7:5 durch und zog zum dritten Mal beim berühmtesten Tennis-Turnier der Welt unter die besten Vier ein.
Siebten Matchball genutzt
Das Ende des Viertelfinals bot mitreißende Spannung, als Kerber in sehenswerten Ballwechseln zunächst sechs Matchbälle ausließ. Nach 1:29 Stunden nutzte die 30-Jährige nach einer überzeugenden Vorstellung mit Nervenstärke ihren siebten Matchball.
"Wir haben beide am Ende auf einem sehr hohen Level gespielt. Ich habe versucht, konzentriert zu bleiben. Ich habe versucht, nicht daran zu denken, dass es Matchball ist und mich bis ans Limit gepusht", sagte Kerber in einem kurzen Siegerinterview.
"Egal, gegen wen ich spiele"
30 Jahre nach dem ersten Wimbledon-Sieg Steffi Grafs demonstrierte Kerber, warum sie inzwischen als Titelanwärterin gehandelt wird. Schlüssel war aber auch ihre deutlich geringere Fehlerquote. Im Halbfinale am Donnerstag kann die zweimalige Grand-Slam-Siegerin jetzt gegen die letztjährige French-Open-Gewinnerin Jelena Ostapenko aus Lettland wie vor zwei Jahren das Endspiel erreichen. 2016 hatte Kerber im Finale gegen die US-Amerikanerin Serena Williams verloren. "Es ist egal, gegen wen ich spiele. Ich muss mein bestes Tennis spielen, und ich will es auch zu genießen", sagte Kerber.
Görges jetzt gegen Williams
Nach ihr zog auch Julia Görges ins Halbfinale ein. Die 29-Jährige gewann ihr erstes Viertelfinale bei einem der vier Grand-Slam-Turniere gegen die Niederländerin Kiki Bertens in drei Sätzen 3:6, 7:5, 6:1. Görges hatte gegen Bertens, mit der sie gut befreundet ist und regelmäßig im Doppel an den Start geht, in einem ausgeglichenen Satz als erste bei ihrem Aufschlag gewackelt. Das Break zum 3:5 entschied letztlich den Durchgang. Im zweiten Satz biss sich Görges dann zurück ins Match. Im entscheidenden dritten Satz ging sie dann mit 3:1 in Führung und bewies am Ende Nervenstärke. "Es ist unglaublich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist ziemlich unwirklich für mich», sagte die Deutsche. "Es ist das, wovon jeder Tennisspieler träumt." Görges trifft am Donnerstag auf die sechsmalige Wimbledonsiegerin Serena Williams, die sich gegen die Italienerin Camila Giorgi (Italien) in drei Sätzen mit 3:6, 6:3, 6:4 durchsetzte.
Damit ist weiter ein deutsches Finalduell beim ältesten und prestigeträchtigsten Tennisturnier der Welt möglich. Zwei deutsche Halbfinalistinnen bei einem Grand-Slam-Turnier hatte es in der 50-jährigen Geschichte des Profitennis nur 1990 bei den Australian Open (Steffi Graf und Claudia Porwik) und 1993 bei den French Open (Steffi Graf und Anke Huber) gegeben. In Wimbledon war dies in 134 Jahren nur 1931 der Fall, als Cilly Aussem und Hilde Krahwinkel sogar das Endspiel bestritten.
sn/asz (dpa, sid)