Kienle Ironman-Europameister
6. Juli 2014Auf den letzten Metern vor dem Ziel machte Sebastian Kienle den Frankfurter Römerberg zur Partyzone, klatschte Zuschauer ab und legte eine kurze Tanzeinlage ein. An seinem 30. Geburtstag lieferte er bei der Ironman-Europameisterschaft die große Show ab und sicherte sich in der Streckenrekordzeit von 7:55:14 Stunden erstmals den Titel. "Scheiß auf den Geburtstag! Nur der Titel ist wichtig!", rief er im HR-Fernsehen. "Jetzt setzte ich mich drei Tage in die Eistonne", zitierte er Fußball-Nationalspieler Per Mertesacker.
Sein Freund und Olympiasieger Jan Frodeno war indes bei seinem Debüt auf der Langstrecke für die dramatischen Momente zuständig. Trotz Reifenpannen und Muskelkrämpfen wurde er nach einer wahren Tortur in 8:07:05 Stunden starker Dritter hinter dem belgischen Ironman-Weltmeister Frederik van Lierde, der 8:00:25 Stunden brauchte. "Drei Platten, dritter Platz - das passt irgendwie zusammen", witzelte Frodeno eine Stunde nach seinem Zieleinlauf.
Nicht auf die Zeichen des Körpers geachtet
Kienle durfte indes nach den 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern auf dem Rad und dem abschließenden Marathonlauf Torte, Titel und Sekt entgegennehmen. Für ihn war der EM-Erfolg der erste Sieg überhaupt bei einem Ironman. Dabei zeigte er eine Leistung ohne Schwächen: "Ich habe meinen Körper verarscht und nicht darauf geachtet, wenn er Schwächen gezeigt hat", verriet er. Kienle fuhr und lief bei Temperaturen bis zu 30 Grad über Stunden ein einsames Rennen. Mit vier Minuten Rückstand war er aus dem Wasser gekommen, setzte sich als 20. auf das Rad - und raste los. Nach knapp 85 Kilometern stellte er den führenden van Lierde - und ließ ihn an einem Anstieg förmlich stehen. Mit 5:36 Minuten Vorsprung auf van Lierde schlüpfte der Hawaii-Dritte 2013 in die Laufschuhe und ließ nicht nach: Kienle baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus und siegte am Ende überlegen.
Bei den Damen darf sich die Britin Corinne Abraham über den EM-Titel freuen. Die 36-Jährige setzte sich in 8:52:40 Stunden durch. Zweite wurde die US-Amerikanerin Liz Lyles vor der Neuseeländerin Gina Crawford. Als beste Deutsche kam Kristin Möller auf Rang vier.
to/og (dpa, sid)