Kienle und Frodeno im Fokus
10. Oktober 2014Er zählt zu den härtesten Wettkämpfen der Welt: Der Ironman auf Hawaii. Die größte sportliche Herausforderung für die Athleten bedeutet 3.86 Kilometer Schwimmen gegen die Wellen im Pazifischen Ozean, 180,2 Kilometer Radfahren bei unberechenbaren Winden und zum Schluss einen Marathon (42,195 Kilometer) bei glühender Hitze überstehen - der Ausdauer-Klassiker treibt seine Teilnehmer an physische und psychische Grenzen. In diesem Jahr gehören auch zwei Deutsche zum Favoritenkreis.
Sebastian Kienle und Jan Frodeno, für den es die erste Teilnahme am prestigeträchtigen Ironman ist, gehören zu den besten Startern bei der Tortur auf Hawaii. Trotz Rivalität begegnen sich beide mit großem Respekt. "Er hat alles, was man braucht, um hier ganz vorne mit dabei zu sein", sagte Triathlon-Europameister Kienle über den drei Jahre älteren Frodeno. "Ich kenne nur wenige wie Jan, die sich im Training so quälen und pushen. Noch härter zu arbeiten und zu trainieren als er, um ihn zu schlagen, ist nicht möglich."
"Bin ein bisschen aufgeregt"
Auch Olympiasieger Frodeno hält sich nicht mit Lobeshymnen über seinen Gegner zurück. Er hält Kienle für eine "positive Motivationsquelle" und schätzt dessen Coolness. Wenn ich mal keinen Bock habe, dann denke ich mir: 'Ja, gut, der Sebastian sitzt jetzt aber auf dem Rad", sagt er. "Außerhalb der Strecke versteht man sich richtig gut, mit High-Five und so. Doch wenn der Startschuss gefallen ist, dann ist der Sebi der absolute Killer." Auf das Rennen hat sich der 33 Jahre alte Frodeno intensiv vorbereitet. Erst absolvierte er ein knüppelhartes Trainingslager im spanischen Girona und seit mehr als zwei Wochen holt er sich den Feinschliff auf Hawaii. "Ich muss schon zugeben, dass ich ein bisschen aufgeregt bin", gab Frodeno vor dem Start am Samstag zu. Dabei dürfte er trotz fehlender Erfahrung gut vorbereitet sein. Dass er ein kräftezehrendes Rennen durchstehen kann, hat er mit seinem dritten Platz bei der EM Anfang Juli in Frankfurt ohnehin bewiesen. Aber: Frankfurt ist nicht Hawaii.
Kienle in der Favoritenrolle
Kienle weiß, welche bisweilen unmenschlichen Herausforderungen ihn, Frodeno und die etwa 2000 Profi- und Amateur-Triathleten erwarten. "Es haben hier schon viele Leute ziemlich lang und viel gelitten", sagt Kienle. "Das macht es - ich will nicht sagen mystisch - aber zu etwas Besonderem." Zweimal durfte der 30-Jährige den Mythos schon am eigenen Leibe spüren. 2012 wurde er Vierter, 2013 Dritter. Nicht zuletzt der gewonnen EM-Titel dieses Jahr brachte ihm die Favoritenrolle für den Ironman ein. Er gewann mit Streckenrekord und ließ selbst Hawaii-Titelverteidiger Frederik van Lierde aus Belgien keine Chance.
Ob Frodeno oder Kienle - ein Erfolg würde den deutschen Triathleten in jeglicher Hinsicht gut zu Gesicht stehen. 2006 hatte Normann Stadler als bis dato letzter Deutscher auf Hawaii triumphiert - die Zeit also ist reif für Frodeno und Kienle.