Lebenslang für Kindermorde in Solingen
4. November 2021Vor 14 Monaten wurden in einer Wohnung in Solingen die Leichen von fünf Kindern entdeckt; die getöteten Kinder lagen zugedeckt in ihren Betten. Nun wurde ihre heute 28 Jahre alte Mutter wegen fünffachen heimtückischen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Landgericht Wuppertal erkannte zudem auf eine besondere Schwere der Schuld. Damit ist eine Haftentlassung nach 15 Jahren nahezu ausgeschlossen.
Laut Anklage hatte die Verurteilte ihre fünf jüngsten Kinder - Melina (1), Leonie (2), Sophie (3), Timo (6) und Luca (8) - am 3. September 2020 in ihrer Wohnung erstickt beziehungsweise erwürgt. Demnach verabreichte sie ihren drei Töchtern und zwei Söhnen verschiedene Medikamente und tötete sie in der Badewanne.
Getötet wegen eines Fotos vom Ex-Mann?
Ihr sechstes Kind war zum Tatzeitpunkt in der Schule und überlebte deshalb. Ihren Sohn hatte die Frau laut Staatsanwaltschaft noch dazu bewegen wollen, sich vor einen Zug zu stürzen. Die Hausfrau hatte sich im Düsseldorfer Hauptbahnhof anschließend vor einen Zug geworfen, aber überlebt.
Nach Überzeugung der Anklage lebte die Beschuldigte Christiane K. in einer Art selbst errichteter "Fassadenwelt", zu der auch die Kinder gehörten. Sie tötete diese demnach vor allem aus Enttäuschung. Auslöser der Tat, die bundesweit Entsetzen ausgelöst hatte, war nach Überzeugung der Ermittler ein Foto, das den Ehemann der Frau mit einer neuen Partnerin an seiner Seite zeigte. Per Chat hatte die 28-Jährige ihrem Mann daraufhin angekündigt, dass er seine Kinder nicht wiedersehen werde.
20 Prozesstage, mehr als 40 Zeugen
Die Verteidigung hatte einen Freispruch gefordert. Alternativ sprach sie sich für eine Strafe wegen Totschlags in fünf Fällen und eine Freiheitsstrafe von acht Jahren aus. Zudem empfahlen die Verteidiger die Einweisung der 28-Jährigen in eine Psychiatrie. Die Angeklagte hatte im Prozess behauptet, ein Unbekannter sei in ihre Wohnung eingedrungen, habe sie gefesselt, sie gezwungen, die Chat-Nachrichten zu schreiben, und ihre Kinder getötet.
Die vom Gericht bestellten psychiatrischen und psychologischen Gutachter hatten der Angeklagten volle Schuldfähigkeit attestiert. Hinweise auf eine gravierende psychische Störung fanden sie nicht. Das Landgericht hatte an 20 Prozesstagen mehr als 40 Zeugen gehört.
cw/ww (afp, dpa)