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Kindersoldaten weltweit im Kriegsdienst

17. November 2004

Trotz internationaler Ächtung werden gegenwärtig in mindestens 20 Kriegen und bewaffneten Konflikten Kinder als Soldaten eingesetzt. Ihre genaue Zahl weiß niemand. Kontrolle und Sanktionierung sind schwierig.

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Abmarsch zum Gefecht: Kindersoldaten im KongoBild: AP


Afghanistan, Angola, Burundi, Demokratische Republik Kongo, Kolumbien, Elfenbeinküste, Guinea, Indien, Irak, Israel und die Palästinensergebiete, Indonesien, Liberia, Birma, Philippinen, Russland, Ruanda, Sri Lanka, Somalia, Sudan und Uganda – in all diesen Ländern kämpften zwischen 2001 und 2004 Kindersoldaten. Das geht aus dem "Weltreport Kindersoldaten" hervor, den die "Coalition to Stop the Use of Child Soldiers", ein weltweiter Zusammenschluss von Menschenrechtsorganisationen gegen Kindersoldaten, am 17. November 2004 vorlegte. Der "Coalition" gehören unter anderem Amnesty International (ai), terre des hommes und UNICEF an.

Zwangs-Rekrutierung

Der Missbrauch von Kindern als Soldaten ist zwar international verboten und geächtet. Dennoch werden Kinder und Jugendliche weiter rekrutiert und nicht nur von Regierungstruppen, sondern auch von paramilitärischen Gruppen und Milizen eingezogen. "Viele Regierungen, die an diesen Konflikten beteiligt sind, operieren indirekt über paramilitärische Gruppen, Milizen und andere derartige Truppen. Sie rekrutieren also die Kinder nicht selbst, sondern unterstützen Gruppen, die das tun. Das ist inakzeptabel", sagt Victoria Forbes Adam von der "Coalition". Einige Regierungen scheuten nicht vor der bewussten Anwerbung oder sogar Zwangsrekrutierung von Kindern und Jugendlichen zurück, heißt es in dem Bericht. Obwohl der UN-Sicherheitsrat den Missbrauch von Kindern als Soldaten wiederholt verurteilte, wurden den Organisationen zufolge lediglich gegen sechs Staaten Maßnahmen ergriffen, fünf davon in Afrika.

Afrika als Brennpunkt

In Afrika sind in den vergangenen drei Jahren mehr als 100.000 Kindersoldaten rekrutiert worden, etwa ein Drittel von ihnen in der Demokratischen Republik Kongo. Tausende Kinder kämpften auch in den Konfliktregionen in der Elfenbeinküste, im Sudan und in Liberia."Wenn ein Konflikt wieder aufflammt, werden auch Kinder erneut rekrutiert, die ihre Waffen schon abgegeben hatten", sagt Regionalkoordinator Henry Nzeyimana. Kindersoldaten würden als Kämpfer oder Lastenträger eingesetzt, Mädchen werden außerdem als Sexsklavinnen ausgenutzt.

Das Problem habe sich in den vergangenen Jahren verschärft, da die modernen Waffen immer leichter würden. "Kleine Waffen passen in kleine Hände", sagte Tony Tate von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Besonders schlimm sei die Situation in Uganda, wo etwa 80 Prozent der Rebellenarmee LRA minderjährig sei. Insgesamt seien dort 20.000 Kinder entführt worden, knapp die Hälfte von ihnen innerhalb der vergangenen zwei Jahre. Manche LRA-Befehlshaber hätten bis zu zehn Mädchen zu ihrer Verfügung. Nach dem Bericht wurden Kindersoldaten in Uganda, Ruanda und Kongo auch in der regulären Armee eingesetzt.

Internationale Kinderrechtskonvention

UNICEF-Sprecher Rudi Tarneden verlangte, bei Friedensvereinbarungen grundsätzlich die Demobilisierung und Wiedereingliederung von Kindersoldaten zu berücksichtigen. ein neues Phänomen sei, dass Kindersoldaten aus anderen Ländern gleichsam als Söldner tätig würden. Die Konflikte wechselten rasch, viele Kampfgebiete mit Kindersoldaten seien unzugänglich.

Positiv bewertete die "Coalition" in ihrem Bericht, dass nach dem Ende der Kriege in Afghanistan, Angola und Sierra Leone in den vergangenen drei Jahren schätzungsweise 40.000 Kindersoldaten demobilisiert worden seien. Auch habe sich das Völkerrecht allgemein verbessert: Seit 2002 verbietet ein Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention den Kriegseinsatz von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Bis heute haben 116 Staaten das Abkommen unterzeichnet, 87 haben es ratifiziert.

Gesetz umgangen

Susanne Baumann von amnesty international beklagt allerdings, dass auch Unterzeichnerstaaten weiterhin Kinder zu Kriegsdiensten heranzögen. Als Beispiele nannte sie Kongo, Liberia, Ruanda, Uganda, die Philippinen und Sri Lanka. Die Umsetzung des Protokolls müsse kontrolliert und sanktioniert werden, so die ai-Sprecherin. Hier komme dem Internationalen Strafgerichtshof eine wichtige Rolle zu. Bedauern äußerte die Koalition, dass Deutschland bei der Ratifizierung der Konvention im Herbst nicht die Rekrutierung unter 18-Jähriger zur Bundeswehr ausgeschlossen habe. Damit habe die Bundesregierung eine wichtige Vorbildfunktion aufgegeben, nur um rund 300 Schulabgängern schon mit 17 Jahren den Eintritt in die Bundeswehr zu ermöglichen. (arn)