"Kinderzimmer-Dealer" vor Gericht
25. August 2015Die Geschichte klingt unglaublich, doch sie ist wirklich passiert: Rund zwei Jahre lang belieferte der Tatverdächtige Kunden im deutschsprachigen Raum, aber auch in anderen Ländern, mit Drogen und verschreibungspflichtigen Medikamenten. Außer Heroin gab es bei ihm praktisch alles zu kaufen - angeboten zunächst im abgeschotteten Darknet, einem nur über Anonymisierungsdienste erreichbaren Bereich des Internets, der auch von Kriminellen genutzt wird. Nachdem das Geschäft dort florierte, konnten seine Kunden auf der frei im Internet zugänglichen Plattform "Shiny Flakes" ihre Bestellungen aufgeben. Die Rede ist von insgesamt 13.000 Anfragen.
Um den Drogenhandel zu verschleiern, hat der Angeklagte unter anderem Server im Ausland genutzt. Die in Briefen oder Paketen verpackten Drogen sollen dann per Einschreiben oder direkt an Packstationen geliefert worden sein. Bezahlt wurde mit der virtuellen Währung Bitcoins.
Eltern offenbar ahnungslos
Obwohl die Ermittler bei der Razzia in der elterlichen Wohnung 320 Kilogramm Drogen und 48.000 Euro Bargeld fanden, gaben die Eltern des jungen Mannes an, nichts von dem Geschäft ihres Sohnes gewusst zu haben. Der Tatverdächtige war bislang polizeilich nicht aufgefallen. Nach Angaben der Ermittler hatte er ein Gewerbe für Systemadministrierung und Gestaltung von Software angemeldet.
Über die vergangenen zwei Jahre hinweg soll der Angeklagte bis zu seiner Festnahme im Februar insgesamt 914 Kilogramm Drogen verkauft und damit rund vier Millionen Euro verdient haben. Es war einer der größten Drogenfunde in der Geschichte der Bundesrepublik.
Jugendstrafe möglich
Nun hat in Leipzig der Prozess gegen den 20-Jährigen begonnen. Laut Staatsanwaltschaft soll er sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert haben. Das Gericht will während der Verhandlung darüber befinden, ob für den Angeklagten noch das Jugendstrafrecht gilt. Dann läge die Strafe im Falle einer Verurteilung bei mindestens sechs Monaten und höchstens zehn Jahren Haft. Wird er als Erwachsener behandelt, könnten es zwei bis 15 Jahre werden.
djo/sc (afp, dpa)