Kirche gönnt dem Zar seine letzte Ruhe nicht
23. September 2015Ermittler hätten Proben an der Grabstätte des Paars in der Peter-und-Paul-Kathedrale in St. Petersburg entnommen, teilte die zuständige Untersuchungskommission mit. "Wir haben beschlossen, noch einmal bei Null anzufangen und die notwendigen Untersuchungen erneut anzustellen."
Ein "Schlüsselereignis"
Anlass sei ein Antrag der orthodoxen Kirche, die mutmaßlichen sterblichen Überreste des damals ebenfalls erschossenen Thronfolgers Alexej und seiner Schwester Maria erneut zu prüfen. Diese werden derzeit im Staatsarchiv in Moskau verwahrt. Die Kirche, die die gesamte Zarenfamilie als heilig verehrt, bezweifelt, dass es sich tatsächlich um die Gebeine der Kinder handelt.
Nun sollen die sterblichen Überreste aus dem Staatsarchiv unter anderem mit der DNA von Zar Nikolaus II. und seiner Frau Alexandra Fjodorowna abgeglichen werden. Großfürstin Maria Wladimirowna Romanowa aus Madrid, die sich als alleinige Nachfahrin sieht, begrüße die Initiative, sagte der Anwalt des Hauses Romanow, German Lukjanow. Die neuen Untersuchungen seien ein "Schlüsselereignis unserer Epoche", meinte er.
Mord nach der Oktoberrevolution
Die Mitglieder der Zarenfamilie und ihre Bediensteten waren 1918 von den Bolschewisten erschossen worden. Ihre Leichen wurden verbrannt und eilig vergraben.
1991 wurden die Überreste von Nikolaus II., seiner Frau und ihrer Töchter Olga, Tatjana und Anastasia in einem Massengrab in Jekaterinburg entdeckt. 1998 wurden sie in St. Petersburg bestattet. Die mutmaßlichen Überreste der Kinder Alexej und Maria waren erst 2007 in einem Birkenwald im Ural gefunden worden. Sie sollen nun Mitte Oktober im Familiengrab bestattet werden.
wa/cw (dpa, afp)