Kittel sprintet ins Gelbe Trikot
29. Juni 2013"Das ist der größte Tag in meinem Leben", schwärmte Marcel Kittel, als er kurz nach der Zieldurchfahrt im Fahrerlager seine Worte wieder gefunden hatte. Der 25-Jährige war gerade als 14. deutscher Radprofi überhaupt ins Gelbe Trikot des Gesamtführenden einer Tour de France geschlüpft. Im Massensprint setzte sich Kittel in Bastia nach einer taktischen Meisterleistung vor dem Norweger Alexander Kristoff durch. Damit ist der Kapitän vom Argos-Shimano-Team nicht nur der erste Deutsche seit Stefan Schumacher im Jahr 2008 im Gelben Trikot, er sicherte sich nebenbei auch das Weiße des besten Nachwuchsfahrers und das Grüne des besten Sprinters.
Bus verstopft das Ziel
Vom Chaos um ihn herum hatte Kittel erst im Ziel erfahren: Der Mannschaftsbus des australischen Teams Orica-Green Edge, der dem Peloton vorausgefahren war, war mit dem Dach am Zielturm hängen geblieben. Es gab lange kein Vor und kein Zurück. So entschieden die Organisatoren kurzerhand, das Etappenziel um drei Kilometer vorzuverlegen. Im letzten Moment aber konnte der Bus wieder flott gemacht werden, das Ziel war somit wieder frei befahrbar.
Tony Martin vor dem Tour-Aus
Für einige Profis war das Rennen dennoch schon vorzeitig beendet. Ein furchtbar anzusehender Massensturz wenige Kilometer vor dem Etappenende riss rund 20 Fahrer zu Boden, darunter so prominente Vertreter wie den Spanier Alberto Contador, den Briten Mark Cavendish oder Peter Sagan aus der Slowakei. Mit am schlimmsten erwischte es den deutschen Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin, der stark blutend zwar das Ziel erreichte, dem im Krankenhaus aber wegen einer tiefen Fleischwunde am Arm wenig Hoffnung auf eine Weiterfahrt gemacht werden konnte. "Das war eine regelrechte Explosion", sagte Kittels Teamkollege John Degenkolb, der den Sturz zwar beobachtete, aber nicht direkt verwickelt war. "Wir werden alles versuchen, um das Gelbe Trikot zu holen", hatte Degenkolb vor dem Start gesagt. Und mithilfe der toll arbeitenden Mannschaft und ein wenig Glück klappte es auch.
Pech hatte dagegen André Greipel, der wegen eines Reifendefektes kurz vor dem Ziel nicht in die Entscheidung eingreifen konnte. "Das war ein komplettes Desaster", kommentierte Greipel sein Missgeschick.
Um Punkt 12.02 Uhr (MESZ) hatte das Feld mit den 198 Radprofis aus 22 Rennställen in Porto Vecchio die insgesamt 3404 Kilometer bis nach Paris in Angriff genommen. Die zweite Etappe führt am Sonntag (30.06.2013) über 156 anspruchsvolle Kilometer von Bastia nach Ajaccio. Am 21. Juli wird am späten Abend auf dem Prachtboulevard Champs-Elysees der Sieger der Jubiläums-Tour gekürt.