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Theater

"Kleine Amal" in Den Haag

Christine Lehnen
17. November 2021

3,5 Meter misst die Puppe des Flüchtlingsmädchens, die im Herbst für die Aktion "The Walk" 8000 Kilometer wanderte. Nun macht sie in den Niederlanden halt.

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Puppe "Little Amal" schüttelt einer Frau in grünblauer Jacke mit schwarzem Haar die Hand.
Die "kleine Amal" zu Besuch im Miniaturland "Madurodam". Die Flüchtlingspuppe kam am 17. November in Den Haag anBild: Phil Nijhuis/ANP/picture alliance / ANP

Die "kleine Amal" hat eine lange Reise hinter sich: 8000 Kilometer hat sie von Juli bis Oktober zurückgelegt, von der Grenze Syriens bis nach Großbritannien. Sogar die Klimakonferenz in Glasgow besuchte sie. Das kleine Mädchen war auf der Suche nach seiner Mutter, die sich auf den Weg machte, um etwas zu Essen zu finden, aber nicht zurückkehrte.

Die "kleine Amal" ("Little Amal") ist allerdings ein besonderes Mädchen: Sie ist 3,5 Meter groß, eine Puppe, und die Hauptfigur im Theaterprojekt "The Walk", das am 27. Juli 2021 im türkischen Gaziantep nahe der syrischen Grenze begann. Innerhalb von zwei Monaten reiste die Puppe durch acht europäische Länder, darunter auch Deutschland, mit Halt in Stuttgart, Köln und Recklinghausen. Mit diesem Projekt wollte das britische "Good Chance"-Theaterkollektiv auf die Millionen von Geflüchteten hinweisen, deren Schicksal über die Corona-Pandemie in Vergessenheit zu geraten droht. 

Menschenmenge umringt eine große Puppe, im Hintergrund ist eine Küste und Meer zu sehen.
Händchenhalten mit dem britische Schauspieler Jude Law in der englischen Hafenstadt FolkestoneBild: Glyn KIRK/AFP

Die Kunstaktion "The Walk" war mit dem Besuch Amals in Glasgow zur Klimakonferenz eigentlich beendet - da wurde das kleine Mädchen wieder auf eine Reise eingeladen, und zwar in die Niederlande. Bis zum 21. November 2021 hält sie sich im Rahmen des "Open Festival" in Den Haag auf, dem Sitz des Internationalen Strafgerichtshofs.

Eine einmalige Kunstaktion

Der palästinensische Regisseur Amir Nizar Zuabi betonte schon zu Beginn von "The Walk", dass es bei der Aktion darum gehe, "das Potential von Geflüchteten" hervorzuheben statt nur ihre "schlimmen Umstände". Der Leiter der Kulturstätte "Amare" in Den Haag, Jan Zoet, bezeichnete die Einladung Amals dann auch als "Bitte, jungen Geflüchteten Hoffnung und eine Zukunft zu geben".

Begleitet wird Amals Aufenthalt in Den Haag von einem sechstägigen Kulturprogramm - wie schon in den Städten, in denen sie während "The Walk" Halt machte. So besuchte sie in Den Haag unter anderem schon die Miniaturstadt Madurodam, eine Touristenattraktion mit Miniaturen der wichtigsten Wahrzeichen der Niederlande. 

Vier Puppenspieler bedienen die "kleine Amal"

Die überlebensgroße Puppe "Little Amal" wurde von der renommierten südafrikanischen "Handspring Puppet Company" gebaut. Die Gründer der Kompanie, Basil Jones and Adrian Kohler, kehrten dafür sogar aus dem Ruhestand zurück. "Die Flüchtlingsgeschichte ist das große Thema unserer Zeit", so Adrian Kohler auf der Internetseite von "The Walk". "Zu einer Zeit, in der Theater noch damit kämpfen, ihre Türen wieder zu öffnen, kann eine solche öffentliche Kunstaktion Menschen wieder zusammenbringen."

Die Puppe "Kleine Amal" steht auf einem Podium bei der Klimakonferenz in Glasgow.
Bei der Klimakonferenz COP26 in Glasgow übergab die "Kleine Amal" einen offenen Brief für mehr KlimagerechtigkeitBild: Jane Barlow/Zuma/imago images

Es benötigt insgesamt vier Puppenspielerinnen und Puppenspieler, um die "kleine Amal" fortzubewegen: einer an jedem Arm, einer am Rücken, und ein Spieler im Inneren des Puppenkörpers, der auf Stelzen läuft. Dieser bedient auch die sogenannte "Harfe", eine komplexes Instrumentarium, das es ermöglicht, das Gesicht, den Kopf und die Augen der Puppe zum Leben zu erwecken.

Kunst bringt Menschen zusammen

Das Besondere an Großpuppen wie der "Kleinen Amal" sei ihre Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen. Das erklärt Fabien Seewald von der deutschen Puppenspielkompanie Dundu im Telefoninterview mit der DW: "Mit Dundu haben wir zum Beispiel auch 2013 auf dem Tahrir-Platz in Kairo gespielt. Mit unseren Großpuppen haben wir dort eine Situation des gemeinsamen kindlichen Staunens geschaffen, das die Unterschiede zwischen den Menschen und die Grenzen in ihren Köpfen für den Moment überwindet und das Gemeinsame erfahrbar macht."

In Paris wurde die Kleine Amal während "The Walk" von vielen Menschen in Empfang genommen.
"The Walk" führte die "kleine Amal" in die französische HauptstadtBild: Vincent Isore/IP3press/imago images

Das gelingt "Amal" zurzeit in Den Haag, so wie auf vielen anderen Stationen ihrer bisherigen Reise. Die Kompagnie Dundu hieß "Amal" zum Beispiel auf ihrem Halt in Stuttgart willkommen - neben Bochum und Berlin eine der drei deutschen Hochburgen des Großpuppenspiels, erklärt Seewald. Der Puppenspieler ist überzeugt: "Der größte Aha-Moment entsteht, wenn man Menschen die Möglichkeit gibt, die Puppe selbst zu führen. Dann erschaffen sie etwas gemeinsam. Das ist die Magie des Puppenspiels: gemeinsam Dinge zum Leben erwecken."

 

Dieser Artikel vom 27.07.2021 wurde am 17.11.2021 aktualisiert.