Klimawandel macht anfällig für Katastrophen
12. September 2019Tagelang hat Hurrikan "Dorian" auf den Bahamas für Zerstörung gesorgt. Ebenfalls in der Karibik, doch weiter südöstlich, liegt der Inselstaat Antigua und Barbuda. Er steht an der Spitze jener Länder, die laut dem jüngsten Weltrisikobericht das höchste Katastrophenrisiko haben - nach Vanuatu und vor Tonga im Südpazifik.
Alle drei Länder sind extrem klein. So ist Antigua und Barbuda, wo der Rockmusiker Eric Clapton ein luxuriöses Anwesen an reiche Touristen vermietet, mit 442 Quadratkilometern etwa so groß wie das Stadtgebiet von Wien. Doch sie sind durch ihre Lage exponiert: Als Inselstaaten drohen ihnen in besonderem Maße Naturgefahren wie der Anstieg des Meeresspiegels, Überschwemmungen und tropische Wirbelstürme.
Besonders gefährdete Länder, zu denen auch die Salomonen, Papua-Neuguinea, Brunei, Guatemala, die Philippinen, Bangladesch und Costa Rica zählen, könnten ihr hohes Risiko nur senken, wenn sie stärker in Katastrophenschutz investierten. "Dazu gehören bessere Frühwarnsysteme und Notfallpläne sowie die langfristige Anpassung an Naturgefahren", heißt es in dem Bericht, den das Bündnis Entwicklung Hilft und die Ruhr-Universität Bochum gemeinsam vorlegten.
Denn wie schlimm sich ein Naturereignis auswirkt, hängt auch davon ab, wie gut die betroffenen Gesellschaften gerüstet sind, etwa durch Dämme, Schutzeinrichtungen und medizinische Dienste, aber auch durch eine robuste Logistik zur Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern.
Die am stärksten betroffenen Länder könnten diese Aufgabe nicht allein schultern. Sie benötigten internationale Hilfe, um dem "fatalen Kreislauf aus Verletzlichkeit und Katastrophenrisiko" zu entkommen, so die Autoren der Studie. Doch für das Gesamtszenario trügen alle Länder Verantwortung: Ohne den Willen der internationalen Gemeinschaft, die in Paris vereinbarten Klimaziele einzuhalten, seien Katastrophenschutzbehörden und lokale Initiativen auf Dauer überfordert, heißt es.
Schwerpunkt 2019: Wasserversorgung
Der diesjährige Weltrisikobericht konzentriert sich thematisch auf die Wasserversorgung. "Tritt ein extremes Naturereignis wie eine Überschwemmung oder ein Wirbelsturm ein, entsteht in Ländern mit schlechter Wasserversorgung eher eine Katastrophe." Besonders problematisch ist vielerorts das Fehlen sanitärer Anlagen - eine wichtige Ursache für die hohe Kindersterblichkeit, wie es in dem Bericht heißt.
Wassermangel wirke sich jedoch nicht nur auf Gesundheit und Landwirtschaft aus. Wenn Kinder statt in die Schule zum Wasserholen geschickt würden, leide ihre Bildung. Vor allem armen Menschen fehle häufig ein eigener Wasseranschluss im Haushalt. Sie müssten an öffentlichen Wasserstellen Gebühren zahlen.
Überraschungssieger aus Arabien
Der Index bildet die Gefährdung und die gesellschaftliche Verwundbarkeit durch Naturkatastrophen in 180 Staaten ab. Bei der Einstufung eines Landes werden auch die Kapazitäten zur Bewältigung und die Anpassungsfähigkeit bewertet. Insgesamt fließen 28 Indikatoren, darunter auch die Alphabetisierungsrate, in die Berechnung ein.
Das Land mit dem niedrigsten Katastrophenrisiko weltweit ist demnach Katar, der Kontinent mit dem niedrigsten Risiko Europa. Deutschland liegt auf Rang 163 von 180. Doch andere europäische Länder stehen noch besser da: Frankreich, Luxemburg, Norwegen, Litauen, Schweden, die Schweiz, Estland, Finnland, Island und, allen voran, Malta.
jj/stu (dpa, afp, epd, kna)