Kofferbomber angeklagt
20. Juni 2007Knapp ein Jahr nach den gescheiterten Kofferbomben-Anschlägen auf zwei Regionalzüge im Westen Deutschlands hat die Bundesanwaltschaft einen der mutmaßlichen Täter angeklagt. Dem Libanesen Youssef Mohamed El Hajdib wird versuchter Mord und das versuchte Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vorgeworfen. El Hajdib schweigt zu den Vorwürfen. Der zweite Hauptverdächtige, Jihad Hamad, ist mit drei weiteren Verdächtigen im Libanon angeklagt und hat ein umfassendes Geständnis abgelegt, das El Hajdib belastet.
Öffentliche Fahndung
Ende Juli 2006 sollen die Libanesen zwei Kofferbomben in Zügen am Kölner Hauptbahnhof abgestellt haben. Spezialisten fanden auf Jihad Hamads Computer die Bauanleitung für die unkonventionellen Sprengsätze: Gasflaschen, die über einen Zeitzünder mit Glühlampen zur Detonation gebracht werden sollten. Ein zusätzliches Benzin-Diesel-Gemisch sollte einen Feuerball auslösen. Viele Menschen hätten sterben können. Wegen eines handwerklichen Fehlers explodierten die Bomben jedoch nicht.
Automatische Videokameras filmten die beiden Hauptverdächtigen am Kölner Hauptbahnhof. Wenige Tage später baten die Ermittlungsbehörden die Bevölkerung um Hilfe bei der Fahndung - mit Erfolg. El Hajdib wurde in Kiel festgenommen, wo er in einem Studentenwohnheim wohnte. Hamad setzte sich in den Libanon ab, stellte sich aber dort der Polizei.
Keine Terroranklage
Den anfänglich erhobenen Terrorvorwurf gegen El Hajdib hat die Staatsanwaltschaft fallen lassen. Denn eine terroristische Vereinigung muss nach gängiger Rechtsprechung mindestens drei Mitglieder haben. Zwar ermitteln die Behörden noch gegen einen kurzzeitig inhaftierten syrischen Studenten aus Konstanz sowie den in Schweden lebenden Bruder El Hajdibs. Allerdings ließ sich der Verdacht nicht erhärten. Eine Terrorklage hätte also kaum Aussicht auf Erfolg. Deshalb wurden bereits im April die Haftbedingungen für El Hajdib gelockert.
Mit dem Bombenanschlag wollten die mutmaßlichen Täter laut Bundesanwaltschaft die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" und anderen europäischen Blättern vergelten. Viele Muslime in aller Welt sahen darin den Propheten Mohammed verunglimpft und ihre religiösen Gefühle verletzt. Als die Veröffentlichung bekannt wurde, kam es in vielen Ländern zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und Boykott-Aufrufen. (ask)