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Koloniales Erbe: Deutschland soll Kulturgüter zurückgeben

13. März 2019

Die Kulturminister von Bund und Ländern haben eine gemeinsame Erklärung abgegeben. Darin heißt es, es gehöre zum demokratischen Konsens, die Kolonialgeschichte aufzuarbeiten. Das Unrecht solle nicht vergessen werden.

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Berlin - Streit um eine alte Wappensäule: Cape Cross
Bild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

Am Mittwoch kam die Kulturministerkonferenz in Berlin zusammen, um über eine Regelung im Umgang mit kolonialen Objekten zu beraten. In einer gemeinsamen Erklärung schreiben sie: "Wir wollen in engem Austausch mit den Herkunftsstaaten und den betroffenen Herkunftsgesellschaften verantwortungsvoll mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten umgehen". Eine wichtige Rolle nähmen dabei all jene Einrichtungen ein, die Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten bewahrten. Sie sollen die Bestände in ihren Sammlungen durchforsten.

Der Vorsitzende der Kulturministerkonferenz, Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD), sieht das Gremium einen wichtigen Schritt weitergekommen und spricht vom Beginn eines Prozesses zur Erarbeitung eines postkolonialen Erinnerungskonzeptes. "Was einst unter Gewalt und Zwang angeeignet wurde, kann heute nicht guten Gewissens als rechtmäßig erworben angesehen werden." 

Kulturstaatsministerin Monika Grütters sprach von einer Anerkennung der historischen Verantwortung Deutschlands für sein koloniales Erbe. Mit den Herkunftsstaaten und -gesellschaften werde ein Dialog der Partnerschaft und Würde angestrebt. 

Raubgut soll online präsentiert werden

Rückgabe geraubter Kulturgüter aus der Kolonialzeit, Linden-Museum Stuttgart, NamibiaRückgabe geraubter Kulturgüter aus der Kolonialzeit, Linden-Museum Stuttgart, Namibia
Das Linden-Museum in Stuttgart gab im Februar eine Familienbibel, die 1893 erbeutet wurde, nach Namibia zurückBild: Linden-Museum Stuttgart/D. Drasdow

 Als bedeutenden Schritt bezeichnete die baden-württembergische Kunstministerin Theresia Bauer die Online-Präsentation von Sammlungsgut aus kolonialen Zusammenhängen, um dieses global zugänglich zu machen. Ziel müsse sein, diesen Zugang zu allen Objekten zu eröffnen, die sich in deutschen Museen befinden. Zudem gebe es einen erheblichen Nachholbedarf, was die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit angehe. Dieser Teil der deutschen Geschichte spiele in der lebendigen Erinnerungskultur eine zu geringe Rolle und müsse kritisch in den Blick genommen werden. Kulturinstitutionen und Bildungsträger hätten die Aufgabe, das öffentliche Bewusstsein dafür zu schärfen. Dazu gehöre auch der kritische Blick auf die Befassung mit der Kolonialzeit im Unterricht und in den Schulbüchern. 

Säule von Cape Cross
Die Säule von Cape Cross soll an Namibia zurückgegeben werdenBild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

Bauer sprach sich auch dafür aus, Herkunftsgesellschaften in Restitutionsverfahren einzubinden. Aus ihrer Erfahrung mit der Rückgabe von Bibel und Peitsche des früheren Nama-Führers Hendrik Witbooi (um 1830-1905) aus dem Linden-Museum in Stuttgart könne sie dies nur unterstreichen, auch wenn der Staat immer der erste Ansprechpartner bei Restitutionen sei. Bei der Rückgabezeremonie Ende Februar in Namibia waren die Nachfahren Witboois einbezogen worden. 

Moral vor Recht 

Kurz bevor die Kulturminister der Länder zusammenkamen, wurde bekannt, dass das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin die Rückgabe des dort ausgestellten "Cape Cross" aus Namibia befürwortet. Ethische und politische Gründe würden für eine Rückgabe der Steinsäule aus dem 15. Jahrhundert sprechen, auch wenn es nach deutschem und internationalem Recht keinen Anspruch auf Restitution gäbe, schrieb Raphael Gross, Präsident der Stiftung des DHM, in einem Artikel für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Es handelt sich um einen Vorschlag, dem das Kuratorium des Museums, das die Entscheidung zu treffen hat, noch zustimmen muss. Doch das gilt als Formsache.

so/qu (dpa, epd)