Kolumbien und Venezuela wollen Neuanfang
11. August 2010Der demonstrative Händedruck des neuen kolumbianischen Staatschefs Juan Manuel Santos und seines venezolanischen Kollegen Hugo Chávez im nordkolumbianischen Küstenort Santa Marta transportierte die wichtigste Botschaft dieses kurzfristig verabredeten Präsidententreffens: Ein drohender Krieg muss verhindert werden. Mit der Wiederaufnahme ihrer diplomatischen Beziehungen soll nach dem Willen beider Seiten eine neue Ära in der zuletzt so schwer belasteten Nachbarschaft beginnen.
Versöhnung an symbolträchtigem Ort
Unter der Situation hatte auch der bilaterale Handel gelitten, dessen Volumen sich normalerweise auf sieben Milliarden Dollar im Jahr beläuft. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt am Wochenende hatte Santos angekündigt, den Konflikt mit Venezuela entschärfen zu wollen. Innerhalb weniger Tage war daraufhin das Gipfeltreffen möglich geworden – in dem Anwesen in Santa Marta, in dem der lateinamerikanische Freiheitsheld Simón Bolivar 1830 starb.
Das Verhältnis der ideologisch völlig unterschiedlich ausgerichteten Nachbarn war eskaliert, als Kolumbien Venezuela vorwarf, 1500 kolumbianische FARC-Rebellen auf seinem Staatsgebiet zu dulden. Venezuela erboste sich dagegen über Kolumbiens Pläne, US-Truppen mehr Zugang zu seinen Militärstützpunkten zu gewähren. Schließlich brach Chávez die Beziehungen zu seinem Nachbarn ab und ordnete für das Grenzgebiet höchste Alarmbereitschaft an.
Das Wort "Krieg" soll es nicht mehr geben
Sie hätten ein offenes, direktes und ernsthaftes Gespräch geführt, sagte Santos nach dem Treffen. Dabei habe Präsident Chávez erklärt, dass er die "Anwesenheit verbotener Gruppen auf seinem Territorium nicht dulden" werde. Beide Länder wollten einen Fahrplan erstellen, damit sich die Beziehungen unter allen Aspekten vertiefen könnten.
Der venezolanische Staatschef erklärte, das "brüderliche" Gespräch habe den guten Willen beider Regierungen bewiesen, in wenigen Stunden eine Übereinkunft zu erzielen. Chávez lobte ausdrücklich den kubanischen Revolutionsführer: "Fidel Castro hatte Recht, als er sagte, dass ein Krieg unmöglich sei", sagte der Venezolaner. Und mit Blick auf den ehemaligen kolumbianischen Verteidigungsminister Santos fügte er hinzu: "Sie haben gesagt, das Wort Krieg aus ihrem Wortschatz gestrichen zu haben, nun gut, ich auch."
Autor: Rolf Breuch (apn, afp, dpa, rtr)
Redaktion: Christian Walz