Kolumbien: Vulkanausbruch bedroht Tausende Menschen
In Kolumbien brodelt es: Der Vulkan Nevado del Ruiz droht auszubrechen, seit Ende März herrscht die zweithöchste Warnstufe. Wann genau das passieren könnte, ist bislang aber unklar.
Eine Frage der Zeit
Der Nevado del Ruiz im Westen Kolumbiens spuckt Aschewolken aus. Die seismische Aktivität habe "signifikant zugenommen", heißt es von Behördenseite, seit Ende März gilt die zweithöchste Warnstufe. Mit einem Ausbruch sei nun "innerhalb von Tagen oder Wochen" zu rechnen, erklärte der Kolumbianische Geologische Dienst (SGC).
Den Feind im Blick
Ein Soldat beobachtet von oben die Aktivität des Nevado del Ruiz. Dennoch sieht der Geologische Dienst keinen Grund zur Panik: Ob, wann und vor allem wie stark der Vulkan ausbrechen werde, lasse sich nicht genau vorhersagen. Ein "stärkerer Ausbruch als in den letzten zehn Jahren" sei zwar wahrscheinlich. Der Feuerberg könne sich aber auch einfach beruhigen.
Trügerische Idylle
Hinter der Stadt Manizales erhebt sich der Nevado del Ruiz. Er ist einer von 25 aktiven Vulkanen Kolumbiens und liegt nordwestlich der Hauptstadt Bogotá in den Anden. Der Nevado del Ruiz ist Teil des pazifischen Feuergürtels; in den vergangenen zehn Jahren habe er "konstante eruptive Aktivität" gezeigt, teilte das SGC mit.
Traumatische Erinnerung
Kreuze und Grabsteine in der Stadt Armero erinnern an frühere Opfer des Vulkans: 1985 wurden mehr als 25.000 Menschen von einer Schlammlawine getötet, die ein Ausbruch des Nevado del Ruiz ausgelöst hatte. In Armero kam die Hälfte der 50.000 Einwohner ums Leben. Das Unglück gilt als schlimmste Naturkatastrophe des Landes.
Gefahr am Boden und in der Luft
Die größte Gefahr für die Bevölkerung besteht auch diesmal in einer aus Asche, Wasser und Gestein zusammengesetzten Schlammlawine, die durch das Schmelzen des Eises an den Hängen des Vulkans ausgelöst werden könnte. Am Dienstag erreichte die bisher größte Ascheemission seit der erneuten Aktivität des Nevado del Ruiz eine Ausbreitung von 3000 Metern.
Stoisch im Angesicht der Katastrophe
Seit Anfang April sind Anwohnerinnen und Anwohner dazu aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Dennoch haben die Behörden Schwierigkeiten, die Menschen zum Verlassen der Gefahrenzone zu bewegen: Sie bleiben lieber in unmittelbarer Nähe des Vulkans, um Ernten zu einzubringen oder ihre Tiere zu versorgen.
Leben mit der Gefahr
Auch Leonel Ortiz Porras will nicht gehen. Er kennt die Gefahr des Vulkans: Beim letzten, fatalen Ausbruch vor fast vierzig Jahren erlitt er Verbrennungen dritten Grades an den Händen. Dennoch zögert Porras nun, sein Zuhause zu verlassen. Vor einem erneuten Ausbruch hat er keine Angst.
Rette sich, wer kann
Die Führung des Landes setzt allerdings nicht länger auf Freiwilligkeit: Am Samstag kündigte die Katastrophenschutzbehörde an, alle Orte im Umkreis von 15 Kilometern um den Hauptkrater des Vulkans zu evakuieren, so auch Villamaría Caldas, das in unmittelbarer Nähe des über 5300 Meter hohen Vulkans liegt. Von einem etwaigen Ausbruch wären fast 57.000 Menschen betroffen, 14.000 davon in Städten.