Kolumbien will am Frieden festhalten
4. Oktober 2016Der wichtigste Punkt: Vertreter der Regierung und des Nein-Lagers rund um die rechtsgerichtete Opposition der Partei "Centro Democratico" (CD) des ehemaligen Präsidenten Alvaro Uribe nehmen direkte Gespräche auf. Dabei soll ausgelotet werden, wie der in vier schwierigen Jahren ausgehandelte Friedensvertrag mit der linksgerichteten FARC-Guerilla zu retten ist, der am Sonntag bei der Volksabstimmung mit 49,76 Prozent Ja-Stimmen zu 50,23 Prozent Nein-Stimmen völlig überraschend keine Mehrheit bekommen hatte. Beide Seiten bestimmten bereits die Teilnehmer für die neue Verhandlungsrunde. Die Regierungsdelegation wird von Humberto De la Calle angeführt, Chefunterhändler des Kabinetts in den Gesprächen mit der FARC.
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos betonte im Fernsehen weiter, der Dialog müsse möglichst bald Ergebnisse bringen, da die Unsicherheit alles bisher Erreichte gefährde. Alle notwendigen Themen müssten auf den Tisch, damit "der Traum jedes Kolumbianers", den Krieg mit den FARC-Rebellen zu beenden, möglichst bald wahr werde.
Unmittelbar nach dem Volksentscheid hatte Santos versichert, der seit August geltende Waffenstillstand mit der Guerilla-Bewegung bleibe in Kraft. Und auch FARC-Chef Rodrigo Londoño Echeverri alias "Timochenko" versprach, die Waffen "definitiv" schweigen zu lassen.
Nein-Lager stellt erste Forderungen
Ex-Präsident Uribe nannte bereits erste Punkte für die Neuverhandlung des Friedensvertrags. So solle die umstrittene Amnestie nur für Guerilleros gelten, die keiner schweren Verbrechen angeklagt sind. Andererseits regte er Hafterleichterungen für inhaftierte Militärs an, sofern deren Strafmaß nicht fünf Jahre überschreitet.
Die Kolumbianische Bischofskonferenz begrüßte die Absicht der Regierung, an einem nationalen Pakt des Friedens festzuhalten. Es gelte eine Kultur des Zusammentreffens zu entwickeln, die zu einem Gefühl der Vergebung und der Versöhnung ermuntere, heißt es in einem Schreiben. Die Kirche stehe bereit, dabei zu helfen, die Ursachen der Gewalt zu bekämpfen.
Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Armee und rechtsextremen Paramilitärs in dem lateinamerikanischen Land hatte sich in den 1960er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Mehr als 340.000 Menschen wurden getötet, davon 80 Prozent Zivilisten.
se/uh (afp, kna, epd, dpa)