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Lifestyle

Sehnsuchtsort Supermond

Gero Schließ
20. November 2016

Der Mond ist Sehnsuchtsort für viele Menschen, auch für unseren Kolumnisten Gero Schließ. Ein faszinierendes Berliner Mond-Startup weckt Kindheits-Erinnerungen und inspiriert ihn zu Visionen von einer besseren Welt.

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Kolumne Berlin 24/7 Mond Gero Schließ
Bild: DW/G. Schließ

Heute dreht sich hier alles um den Mond. Doch ich sage es gleich zu Beginn: Selbst in dieser Mond-Kolumne komme ich nicht ganz an Donald Trump vorbei. Warum? Ja ich weiß, viele würden Trump gerne auf den Mond schießen. Ich auch, es gibt einen anderen Grund. Dazu später mehr. 

Kommen Sie doch erst einmal mit mir nach Mahlsdorf, in den tiefsten Berliner Osten. Dort treffe ich Karsten Becker, der mich von der S-Bahn Station abholt: "Ich glaube, wir fahren erst mal zu unserem Raumschiff", sagt er und bittet mich in seinen Honda.

Auf den Spuren von Apollo

08.2016 Kolumne Gero Schließ
Kolumnist Gero Schließ macht sich Gedanken um die Erschließung des Mondes

Ich bin auf dem Weg zur Berliner Mondmission. Ja, richtig gelesen: In Berlin  bereitet sich ein Startup auf eine unbemannte Mondfahrt vor, gut 40 Jahre nach dem letzten Mondflug durch die legendären Apollo-Astronauten.

Das erste Mal hörte ich von meiner Mutter vom Mond. "Der Mond ist aufgegangen", sang sie mich und meinen Bruder in den Schlaf. Seitdem hat der Mond etwas Friedvolles, Heimeliges für mich. Bald kam dann der magische Mond-Moment hinzu. Die Faszination, die viele erst gerade wieder beim Betrachten des Super-Monds erlebt haben. Ich kann mich noch schemenhaft an Fernsehbilder vom Apollo-Flug und den schwebenden Astronauten in ihren dicken, weißen Mondanzügen erinnern. Noch heute höre ich das Knacken der Funkgeräte, das ihre Durchsagen zur Erde begleitete.

Auf dem Weg zum Berliner Mond-Startup kommt mir dann unweigerlich das Raumschiff Enterprise in den Sinn, mit dem Traumpaar des freitäglichen Vorabendprogramms: Captain Kirk und Lieutenant Uhura.

Ein Raumschiff  zum Mond für Google

Als Karsten Becker endlich das Tor zur Fabrikhalle öffnet, sind meine Erwartungen hoch. Doch dann der jähe Absturz. Statt eines eleganten Raumschiffes steht da eine Drahtkiste. Ein krakenartiges Ungetüm auf vier Beinen mit einem Bauch aus Gasflaschen, die jedem Hobby-Grillmeister das Herz höher schlagen lassen.

Mondmission ALQ Mondfahrzeug
So sieht das Mondfahrzeug des Berliner Start up's ausBild: PT-Scientists

"Ja, das ist unser Raumschiff", bestätigt Karsten Becker mit glänzenden Augen. Viel mehr wird nicht gebraucht, um zwei Fahrzeuge auf den Mond zu bringen. Denn genau das ist das Ziel: Becker und seine Kollegen nehmen am Google Luna XPRIZE teil, einem im Jahre 2007 ausgeschriebenen Wettbewerb, der mit 20 Millionen Dollar Preisgeld lockt. Derjenige, der bis Ende 2017 als erstes ein Fahrzeug auf den Mond bringt und mit ihm 500 Meter zurücklegt, bekommt den Scheck, erklärt Becker.

Ungläubig schaue ich auf die Krake und kann mir kaum vorstellen, wie die auf den Mond kommt. Und dann die Größenordnung: Das Apolloprogramm kostete 120 Milliarden Dollar und beschäftigte 400.000 Menschen. Becker und seine Leute wollen mit 40 Millionen Dollar auskommen, und im Team arbeiten gerade mal 30 Wissenschaftler - einige auf Teilzeitbasis. Der rapide technische Fortschritt und ökonomisches Denken sollen das Projekt möglich machen. Das Geld haben die Mitarbeiter eingeworben, unter anderem von der Autoindustrie. Kein staatlicher Euro ist dabei.  

Warum der Mond, frage ich. Ist der seit Apollo nicht eigentlich "durch"? Becker sagt, der Mond sei ein ideales Sprungbrett ins Weltall. Und er erzählt von Plänen für ein Moon-Village. Dort sollen einmal Menschen leben können, sozusagen als Sicherheitskopie, für den Fall, dass wir uns auf der Erde alle gegenseitig umbringen.

Trump auf den Mond

Mondlandung Apollo 14 Alan Bartlett Shepard
Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS

Jetzt spüre ich sie wieder, diese friedvolle, tröstliche Aura des Mondes. Da schwingt Sehnsucht mit nach einer besseren Welt -  angesichts von Kriegen und Irrsinn bei uns auf der Erde. Und bei diesem Stichwort, Sie ahnen es schon, komme ich zu Trump. Angst und Unsicherheit haben seit seiner Wahl zum US-Präsidenten neue Nahrung erhalten. Überall hat das tiefe Sorgen ausgelöst, auch bei mir. Am meisten aber bei meinen amerikanischen Freunden, die am Boden zerstört sind und um ihr Land und die Welt fürchten. Da wirkt der Mond auf mich wie die Utopie einer harmonischen Welt. Und es stimmt ja auch: Der Mond verbindet selbst die ärgsten Feinde, löst bei uns Menschen positive Energien aus. Das beste Beispiel ist die Raumstation ISS. In ihren Räumen leben Russen und Amerikaner noch heute in einer WG zusammen, trotz ihrer Konfrontation auf der Erde.

Nun ja, vielleicht ist da oben ja noch ein Zimmer frei. Sie wissen schon für wen.