Kommandowechsel in Afghanistan
9. August 2004Schon Ende Juli 2004 flogen eine Handvoll Soldaten des Eurokorps nach Kabul, um den ersten Einsatz ihrer Einheit außerhalb des NATO-Gebietes vorzubereiten. Am Montag (9.8.2004) übernimmt das Eurokorps für ein halbes Jahr das Kommando über die internationale Schutztruppe ISAF. Es koordiniert den Einsatz von 7000 Soldaten aus 33 Ländern. Damit tritt das Eurokorps die Nachfolge des kanadischen Kommandos unter General Rick Hillier an. Geleitet wird das europäische Kommando von Generalleutnant Jean-Louis Py. Mit ihm kommen 353 Soldaten des in Straßburg stationierten Korps nach Afghanistan.
Sichere Präsidentschaftswahlen
Für ein halbes Jahr werden sie 60 Prozent der Besatzung des Hauptquartiers im Zentrum Kabuls ausmachen. "Unsere wichtigste Aufgabe ist die Sicherungen der afghanischen Präsidentschaftswahlen am 9. Oktober ", sagt Hans Haegdosens, Pressesprecher des Korps, in dem Soldaten aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Spanien dienen. "Wir erwarten, dass die Sicherheitslage in Afghanistan im Vorfeld der Wahlen kritischer wird", so Haegdosens. Aber die Soldaten seien auf die Situation bestens vorbereitet.
Seit Februar würden die Vorbereitungen für den Einsatz laufen. "Höhepunkt war eine zweiwöchige NATO-Übung in Norwegen kurz vor dem Abflug nach Kabul." Mit Hilfe von Soldaten, die schon in Afghanistan gedient hatten, wurde der Ernstfall simuliert. Im Verlauf der Übung hätten die Soldaten das Gefühl gehabt, bereits im afghanischen Hauptquartier zu sitzen. Die unterschiedlichsten Situationen wurden durchgespielt. "Wenn zum Beispiel ein Funkspruch reinkommt, dass eine eigene Patrouille unter Beschuss ist, zählt jede Sekunde. Ziel der Übung war es, die Effizienz unserer Kommandostruktur zu optimieren. Wir müssen auf jede Situation schnell reagieren können", sagte Hans Haegdosens.
Mehr Sicherheit
Ein weiteres Ziel des europäischen Kommandos ist es, die Schutzzonen um Kabul und Kundus zu vergrößern. Die International Security Assistance Force (ISAF) war gegründet worden, um mit einem Mandat der Vereinten Nationen (UN) der Übergangsregierung in Afghanistan bei der Stabilisierung des Landes zu helfen. Dabei kontrolliert die Truppe die Hauptstadt Kabul und ihrer nähre Umgebung. Hinzu kommt die Stadt Kundus, wo deutsche Truppen stationiert sind. Der Rest des Landes wird von den unterschiedlichsten Stammesfürsten, den so genannten "Warlords", kontrolliert.
Viele Hilfsorganisationen, die in Afghanistan tätig sind, fordern ein stärkeres Engagement der Schutztruppe. "Wir wollen, dass die UN die in Afghanistan stationierten Truppen mit einem stärkeren Mandat ausstattet," sagt Christina Heitmann, Pressesprecherin von CARE Deutschland. Die Schutztruppen sollen das Gebiet ihres Einflusses auf ganz Afghanistan ausweiten und nicht nur Kabul und Kundus schützen. "Für eine verbesserte Sicherheit ist es notwendig, dass sich die ISAF-Truppen unter anderem an der Entwaffnung der Milizen beteiligen und die Transportstraßen im Land bewachen und schützen."