Eine globale Antwort ist gefragt
Ein Gespenst geht um in der Welt - das Gespenst des Coronavirus. Aus Angst vor dessen Weiterverbreitung schotten sich immer mehr Länder ab. Jeder ist sich selbst der Nächste. Bereits 20 Staaten weltweit haben inzwischen den Notstand oder Katastrophenfall ausgerufen. Die Börsen rutschen immer weiter ins Minus, die Menschen hamstern Vorräte. Unsere eine Welt und unsere Lebensrealität verformt sich bis zur Unkenntlichkeit.
Wir bleiben uns zwei Fragen schuldig: Wie konnte das passieren? Und was ist überhaupt passiert? Ein Blick zurück: Vor genau 100 Tagen, am 8. Dezember 2019 wurde in der zentralchinesischen Metropole Wuhan der erste positive Coronafall bestätigt. Das kommunistische Land hielt die hoch ansteckende, SARS-ähnliche Viruserkrankung wochenlang geheim, bis die Zentralregierung in Peking drastische Maßnahmen praktisch über Nacht umsetzte. Mehrere Millionenstädte wurden abgeriegelt, Ausgangssperren verhängt. Sämtliche Flüge sowie Straßen- und Bahnverbindungen in die Provinz Hubei sind seither eingestellt.
Chinesisches Déjà-vu
Das, was wir in Europa vor zwei Monaten aus China erfuhren und für gewiss nicht verhältnismäßig hielten, passiert nun gegenwärtig auch direkt vor unserer eigenen Haustür: Schulen und nicht systemrelevante Einrichtungen werden nach und nach geschlossen. Das Kultur- und Sportleben bleibt still. Notwendige Medizinprodukte wie Schutzanzüge und Masken werden auch in Deutschland knapp. Und wir haben vom Ablauf des Geschehens in China gelernt: Die Einschränkungen werden noch strenger.
Virologen sagen, dass das neuartige SARS-CoV-2 nicht gefährlicher sei als die jährliche Grippewelle. Doch die Weltgemeinschaft reagiert deutlich empfindlicher auf diesen potenziell tödlichen Krankheitserreger. Etwa weil der erste Fall im kommunistischen China festgestellt und streng geheim gehalten wurde? Oder weil es etwas Neues, Unbekanntes ist und Unwissen Angst schürt?
Unumkehrbare Globalisierung
Wir leben in einer komplett anderen Welt als noch vor einer Generation. Die zwischenstaatliche und zwischenmenschliche Abhängigkeit nimmt trotz geografischer Ferne ständig zu. Wir nennen sie Interdependenz, oder einfach Globalisierung. Dieser Trend ist unumkehrbar. Menschen können inzwischen innerhalb von 24 Stunden jede Ecke des Globus erreichen, und mit uns eben auch unliebsame Bakterien und Viren.
Bei solch einem Ausbruch ist eine globale Antwort gefragt. Austausch von Informationen und Schutzmaßnahmen müssen international abgestimmt und wie aus einem Guss gestaltet werden, um die erhofften Effekte zu generieren. Wer nur auf seine eigene Rechnung handelt, wird das Ziel verfehlen.
Verzicht als Tugend
Schuldzuweisungen, wer für das Desaster ursächlich verantwortlich ist, hilft nicht im Kampf gegen die Seuche. Genauso wenig wie die Suche nach dem Schuldigen für die sich jetzt zwangsläufig bevorstehende Wirtschaftsflaute. Jetzt ist der Moment für jeden Menschen, die ganz persönliche gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, um das Gemeinwohl nicht zu gefährden. Auch Verzicht ist dieser Tage eine notwendige Tugend, damit die Normalität so bald wie möglich wieder hergestellt werden kann.
Wir Menschen sind in diesem kritischen Moment alle gemeinsam gefordert. Wir müssen an einem Strang ziehen, unnötige soziale Kontakte meiden und uns weiter regelmäßig Hände waschen. Nur so kann es uns gelingen, die Dauer der Einschränkungen zu verkürzen. Viren mutieren, um zu überleben. Der Homo Sapiens ist nach der Evolution zwar deutlich überlegener, aber er bleibt genetisch konstant. Wenn wir gegen die Krankheit siegen, dann aufgrund unserer körperlichen Abwehrkräfte und unserer Vernunft.