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Abstieg sei Dank!

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz
17. November 2018

Vom Weltmeister zum Absteiger in vier Jahren - das klingt dramatisch. Dem Absturz der deutschen Fußball-Nationalmannschaft kann man jedoch etwas Positives abgewinnen, meint DW-Redakteurin Sarah Wiertz.

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Fussball Freundschaftsspiel | Deutschland - Russland
Bild: picture-alliance/dpa/GES/M. Gilliar

Ausgerechnet die Niederlande. Ausgerechnet Erzrivale Oranje schickt uns runter in die Zweitklassigkeit. Die Häme ist uns gewiss. Was müssen wir uns nun monatelang, vielleicht jahrelang anhören: "Ohne Deutschland, spiel'n wir Nations League, ohne Deutschland, spiel'n wir Nations League". Vor diesem Gedanken graut es jedem Fan. Davon jedoch mal abgesehen: Was ist eigentlich so schlimm an diesem Abstieg?

"Es wäre kein Weltuntergang", hatte Bundestrainer Joachim Löw bereits vor dem möglichen Szenario des Abstiegs zugegeben. "Wenn wir absteigen, müssen wir das so hinnehmen." Er hat ja so Recht, unser Bundestrainer. Wir müssen endlich akzeptieren, dass wir nicht mehr erstklassig sondern bestenfalls zweitklassig sind. Das ist natürlich ein herber Image und ein herber Statusverlust. Aber was bedeutet dieser Abstieg tatsächlich?

Womöglich eine etwas schwerere Gruppe in der EM-Qualifikation 2020. Bisher hießen die Gegner in diesen Spielen meistens Kasachstan, Aserbaidschan oder die Färöer Inseln, was - bei allem Respekt - Langweilerspiele waren. Nun muss Deutschland wohl gegen Nationen wie Polen oder Island ran, die ebenfalls als A-Liga-Absteiger bereits feststehen. Das heißt: Es warten attraktivere Gegner, bei denen die deutschen Nationalspieler Leistung und Einsatz zeigen müssen, um zu bestehen.

Zudem muss der Bundestrainer spätestens jetzt nach dem Abstieg erkennen, was nach dem WM-Aus eigentlich schon klar war: Ein schleichender Umbruch bringt wenig. Für die einzig wenigen Lichtblicke in der Nations League haben nicht die titelbelasteten Profis gesorgt, sondern die Spieler, die sich noch beweisen müssen und wollen. Hätte Deutschland doch noch irgendwie den Klassenerhalt geschafft, wäre Löw vermutlich eher dazu geneigt, weiter an vielen etablierten, aber erfolgssatten, bisherigen Stammspielern festzuhalten.

Letztlich aber wird es allen Profis, dem Trainerstab und auch den Fans gut tun, "einfach mal unten mitzuspielen", wie Löw die B-Gruppe bezeichnet hat. Es wird Zeit, dass wir diese Selbstgefälligkeit, diese Arroganz, diese Überheblichkeit ablegen. Es wird Zeit, dass der Trainer wieder visionär arbeitet, dass die Spieler wieder mit Spielwitz und Teamgeist begeistern und die Fans sich mal wieder einen neuen, originellen Songtext für die Niederlande ausdenken. Vielleicht gibt es ja jetzt schon am Montag Anregungen dazu?

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Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online