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Auch der moderne Fußball ist ungerecht

21. September 2017

Groß waren die Hoffnungen vor der Einführung des Video-Schiedsrichters. Nach fünf Bundesliga-Spieltagen ist für Joscha Weber klar: Auch der technologisch-modernisierte Fußball bleibt ungerecht - so zu sehen in Köln.

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Deutschland 1. FC Köln - Eintracht Frankfurt | Horn und Schiedsrichter Petersen
Versteht die Welt nicht mehr: Kölns Keeper Timo Horn resigniert nach einem fraglichen Elfmeterpfiff gegen FrankfurtBild: picture alliance/dpa/F. Gambarini

Irren ist menschlich, sagt der Volksmund. In unserer modernen Welt hat dieser Satz einen Subtext: Maschinen irren nicht. Glauben wir zumindest. Immer mehr Entscheidungen vertrauen wir Maschinen an: die Berechnung von Aktienkursen, das Lenken von Autos, die Auswahl von Inhalten in unseren Social-Media-Feeds ohnehin. Und natürlich auch die Frage aller Fragen bei der wichtigsten Nebensache der Welt: War es ein Tor oder war es keins? Das erkennt die Torlinien-Technologie viel besser als das menschliche Auge, behaupten die Fußball-Modernisten. Die Einführung des Videoschiedsrichters war da die fast schon zwingende Folge.

Denn der Ärger über den Unparteiischen gehört zum Fußball wie Ball und Tor. Millionen von vermeintlichen und echten Fehlentscheidungen haben weltweit schon Fan-Gemüter erhitzt, Stammtisch-Abende aufgepeppt, Zeitungsseiten gefüllt. Man könnte das Ganze nun romantisch zum emotionalen Erbe des Fußballs rechnen, doch so tickt der Mensch nicht. Wir wollen Gerechtigkeit, am besten neuerdings durch technische Perfektion. Fortschritt ist auch im Fußball alternativlos. Die ernüchternde Botschaft nach fünf Bundesliga-Spieltagen lautet jedoch: Auch der moderne Fußball ist ungerecht.

Nicht einmal die obersten Regelhüter vertrauen dem Videoschiedsrichter

Weber Joscha Kommentarbild App
DW-Sportredakteur Joscha Weber: "Der Videoschiedsrichter kann trotz erheblichem technischen und finanziellen Aufwand Fehler nicht verhindern."

Da sitzt nun ein Videoschiedsrichter in einer Kabine in Köln und hat allerlei technische Hilfsmittel, die sein Kollege auf dem Rasen nicht hat: Zeitlupen, Super-Zeitlupen, Zooms und einiges mehr. Die Idee: Dem Bigbrother-Schiri entgeht nichts. Dem ist leider nicht so. Spieltag für Spieltag beweist die Realität das Gegenteil. Auch mit dem zusätzlichen Unparteiischen an seinen Monitoren gehören Fehlentscheidungen zum Bundesliga-Alltag. Vom ersten Spieltag an, als Karim Bellarabi nach seinem Foul an Joshua Kimmich eine Rote Karte hätte sehen müssen, aber straffrei blieb, bis zum fünften Spieltag , als der 1. FC Köln erneut mit dem Schiedsrichter haderte - das System arbeitet nicht, wie es soll.

Der FC vom Rhein bleibt mit null Punkten aus fünf Spielen Tabellenschlusslicht - auch, weil Gegner Eintracht Frankfurt erst einen mindestens fragwürdigen Elfmeter erhielt und kurz darauf ein klares Foul von Simon Falette an Leonardo Bittencourt im Frankfurter Strafraum nicht geahndet wird. 49.000 Zuschauern im Rheinenergiestadion schäumten vor Wut. Hat sich der Videoschiedsrichter da gerade einen Kaffee geholt? So weit wollen wir nicht gehen. Aber der Befund ist klar: Der Videoschiedsrichter kann trotz erheblichem technischen und finanziellen Aufwand Fehler nicht verhindern. Und nicht einmal die obersten Regelhüter vom International Football Association Board (IFAB) sind so richtig von der Technik überzeugt. Nicht anders ist zu erklären, dass nach Regelwerk mögliche Fehlentscheidungen des "Video-Schiedsrichter-Assistenten" (VSA) keinen Einfluss auf die Spielwertung haben dürfen.

Aha. Fragt sich, wozu der ganze Aufwand? Vielleicht schlicht und ergreifend, damit wir ein weiteres Thema haben, über das wir uns am Stammtisch kräftig aufregen dürfen.

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