Kommentar: Auf die lange Bank geschoben
8. Dezember 2013Und wieder muss Schalkes Trainer Jens Keller eine Niederlage erklären. 1:2 in Mönchengladbach – das kann passieren. Vor allem, wenn man über Wochen auf Leistungsträger wie Klaas Jan Huntelaar oder Dennis Aogo verzichten muss. Aber erstens gibt es kaum einen Verein in der Fußball-Bundesliga, der regelmäßig in Bestbesetzung antreten kann, und zweitens ist Borussia Mönchengladbach direkter Konkurrent um Platz vier und damit um einen der begehrten Plätze in der Champions League. Dass die Gladbacher nur halb so viel Geld für ihren Profi-Kader ausgeben (können) wie die "Königsblauen" aus Gelsenkirchen, kommt noch dazu.
Sieben Punkte beträgt der Schalker Rückstand nun schon auf die beiden Borussias aus Dortmund und Mönchengladbach. Sieben Punkte, die in der jetzigen Verfassung der Schalker uneinholbar erscheinen. Zumal man nicht davon sprechen kann, dass die Ergebnisse unglücklich zustande kämen. Dazu kommt das peinliche Aus im DFB-Pokal-Achtelfinale im Heimspiel gegen Hoffenheim und ein schwaches 0:0 zuletzt in der Champions League beim Gruppenletzten Steaua Bukarest.
Da liegt die Vermutung nahe, dass irgendetwas nicht stimmt im Zusammenspiel zwischen Trainer und Mannschaft. In die Fußballersprache übersetzt: Jens Keller scheint die Mannschaft nicht mehr zu erreichen. Das müssen auch die Verantwortlichen bei Schalke 04 wissen, namentlich Horst Heldt als Sportdirektor, Finanzchef Peter Peters und der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Clemens Tönnies. Warum unternehmen sie also nichts gegen die Talfahrt? In der Tat scheint es so, dass sie entweder keinen Plan B in der Tasche haben, sprich: keinen Ersatz für Keller, oder dass sie Angst haben, ein Personalwechsel so kurz vor dem entscheidenden Gruppenspiel in der Champions League am kommenden Mittwoch (11.12.2013) würde das Weiterkommen nur zusätzlich gefährden. "Jens sitzt Mittwoch auf der Bank, wir bewerten die Situation nach dem abschließenden Hinrunden-Spiel gegen Nürnberg", sagte Sportchef Heldt.
Keller als "lahme Ente"
Eine Jobgarantie klingt anders. Die Presse spekuliert schon über Bremens ehemaligen Trainer Thomas Schaaf als neuen Mann auf der Schalker Bank. Keller ist damit weiter geschwächt, gedemütigt, er ist zur "lame duck" degradiert, zu einer Führungskraft ohne Führungskompetenzen. Und so kann der Schuss, für die letzten drei Spiele bis zur Winterpause auf ihn zu setzen, schnell nach hinten losgehen. Ein Ausscheiden aus der Champions-League, ein weiteres Zurückfallen in der Bundesliga, wäre eine sportliche wie wirtschaftliche Katastrophe für den Club. Und die Geduld der Fans wird auch weiter strapaziert.
Heldt würde gut daran tun, Jens Keller sofort zu beurlauben. Und am besten würde er seine Koffer gleich mit packen. Zu wenig ist in Horst Heldts Amtszeit bisher herausgekommen, misst man ihn an den Ansprüchen des FC Schalke 04. Er hat nur das Glück, schwer kündbar zu sein. Denn Horst Heldt ist eines von drei Vorstandsmitgliedern...