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Noch nicht ausgestanden

Andreas Becker19. September 2007

Darüber, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen senken würde, waren sich alle Experten einig. Die eigentlich spannende Frage war, wie weit Notenbank-Chef Bernanke gehen würde. Seine Antwort überraschte.

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Themenbild Kommentar
Bild: DW

Es war keine leichte Entscheidung für Ben Bernanke, den Chef der US-Notenbank Fed: Einerseits wollte er wieder etwas Schwung in den Geldmarkt bringen, andererseits durfte er es nicht übertreiben. Das ganze Ausmaß der Hypothekenkrise in den USA ist immer noch nicht absehbar. Vor diesem Hintergrund gleicht die jüngste Zinsentscheidung der Fed einem chirurgischen Eingriff.

Doch was haben die amerikanischen Leitzinsen mit der Krise am Immobilienmarkt zu tun? Eine ganze Menge. Über die Leitzinsen nimmt Ben Bernanke Einfluss auf die Geschäftsbanken. Das wiederum hat Auswirkungen auf ganz normale Kredite. Je niedriger die Leitzinsen, desto günstiger werden Kredite, und desto größer wird der Anreiz für Unternehmer und normale Bürger, sich zu verschulden - sei es, um zu investieren, sei es, um das Geld für einen neuen Fernseher auszugeben.

Hypothekenkrise noch nicht ausgestanden

Seit der Hypothekenkrise geht den Banken das Geld aus. Denn weil immer noch unklar ist, welches Institut wie stark von der Krise betroffen ist, leihen sich die Banken untereinander kaum mehr Geld, oder nur zu schlechteren Konditionen. Solche Geldgeschäfte zwischen Banken sind völlig normal und haben eine sehr kurze Laufzeit - schließlich wird jeden Tag aufs Neue berechnet, wie viel Geld die Banken als Sicherheitsreserve bei der Notenbank hinterlegen müssen. Einer der Leitzins-Sätze, um die es hier geht, betrifft direkt die Geldgeschäfte zwischen den Banken - die Senkung um einen halben Prozentpunkt könnte den Banken also wieder etwas Luft verschaffen. Luft, von der auch Unternehmer und Konsumenten profitieren werden.

Viele Beobachter hatten nur mit einer halb so starken Zinssenkung gerechnet. Schließlich steigt das Risiko der Inflation, wenn Geld zu billig zu haben ist. Bernanke und seine Notenbanker sind offenbar der Ansicht, dass die Gefahr eines Preisanstiegs nicht so schwer wiegt wie die Gefahren, die von der Hypothekenkrise ausgehen. Das ist das eigentliche Signal dieser Zinssenkung: Die US-Hypothekenkrise ist noch längst nicht ausgestanden.

Nicht nur ein amerikanisches Problem

Dass die Krise nie nur ein Problem von überschuldeten Hausbauern war, zeigte die Schieflage großer Fonds und Immobilienfinanzierer. Und dass die Krise nie nur ein US-amerikanisches Problem war, wurde deutlich, als auch anderswo Banken Probleme bekamen. In Deutschland standen zwei Banken kurz vor der Pleite, die sächsische Landesbank und die Mittelstandsbank IKB. Und in Großbritannien stehen Anleger vor Filialen der Bank Northern Rock und fordern ihr Geld zurück. Wie groß das Ausmaß der Krise wirklich ist, darüber werden die nächsten Quartalsberichte der Finanzbranche erste Schlüsse zulassen.

Es ist das Verdienst der US-Notenbank, dass in dieser angespannten Lage das Geld wieder etwas günstiger wird. Die Notenbank versteckt sich nicht hinter dem Argument, die Preisstabilität gehe vor. Ein weiterer Effekt der Zinssenkung betrifft die Menschen in Europa direkt: Der Euro wird wohl gegenüber dem Dollar noch weiter zulegen. Deutsche Firmen die vom Export leben werden das nicht gerne sehen.