Genug mit Reden. Handeln ist gefragt. Noch nie in der 50-jährigen Geschichte des Weltwirtschaftsforums wurden in Davos Probleme so offen und radikal angesprochen wie in diesem Jahr. "Unser Planet brennt, löscht das Feuer, sonst ist es zu spät", forderten nicht nur die jungen Teilnehmer. Die Mächtigen spürten den Druck derjenigen, die in ihren Ländern unter Klimawandel, sozialer Ungleichheit oder mangelnder Bildung leiden. Städte, Länder, Banken, Pensionsfonds und die Industrie müssen spätestens jetzt umdenken.
Klaus Schwab, der Gründer des Weltwirtschaftsforums und wahrlich kein Mann radikaler Forderungen, schickte einen persönlichen und dringenden Brief an die hunderte Mitglieder des Forums, darunter die Vorstände vieler Großunternehmen. Sie sollten sich sofort dazu verpflichten, ihren CO2-Ausstoß bis 2050 oder besser noch früher auf Null zu senken. Konkrete Maßnahmen seien gefragt. Selbst US-Präsident Donald Trump, der den Klimawandel gerne leugnet, hörte den Ruf und verkündete, dass sich die USA an der 1t.org-Initiative des Weltwirtschaftsforums beteiligen werden. Ziel der Initiative ist es, in den nächsten zehn Jahren eine Billion Bäume weltweit zu pflanzen.
Aktionismus oder Ernsthaftigkeit?
Das kann man Aktionismus nennen. Denn diese Bäume werden kaum das Weltklima retten. Aber es kann Teil eines großen Pakets sein. Es geht darum, nachhaltig zu wirtschaften und schonend mit den knappen Ressourcen umzugehen. "Klimaschutz ist eine Frage des Überlebens", erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Davos und fand sich damit in einer Reihe mit Klimaaktivisten wie Greta Thunberg.
Die Demut der Wirtschaftsführer auf den Podien von Davos angesichts dieses Drucks war erstaunlich. "Ja, wir hören Euch!" und "Ja, wir werden handeln!". BlackRock, der größte Vermögensverwalter der Welt, verkündete einen radikalen Wandel in seiner Strategie: In umwelt- und klimaschädliche Unternehmen wolle man nicht mehr investieren. Der US-Softwareriese Microsoft will ebenso wie der deutsche Industriekonzern Siemens bis 2030 klimaneutral wirtschaften. Ein teures Unterfangen - genauso wie die zwei Milliarden US Dollar, die der schweizerische Nahrungsmittelkonzern Nestle in umweltfreundliche Nahrungsmittelverpackungen investieren wird.
Das Geld ist gut angelegt, das haben die Unternehmenschefs nun offenbar doch erkannt. Denn wenn die Erde zerstört ist, wenn Menschen und Unternehmen sich ihrer Lebensgrundlage beraubt haben, gewinnt niemand. Zukunftssicherung heißt Nachhaltigkeit. Die Ernsthaftigkeit, mit der das von den Mächtigen dieser Welt formuliert wurde, ist das erstaunliche Ergebnis des 50. Weltwirtschaftsforum in Davos.