Der Absturz des Politikers Volker B.
Vergangene Woche war Volker Beck nochmal in einer dieser Talkshows. In einer Produktion von Friedrich Küppersbusch für den Nachrichtensender n-tv wurde er vom Moderator gefragt, warum er die Leute, die ihn schmähen, regelmäßig anzeige. Becks Antwort: "Eigentlich beschränke ich das aktuell überwiegend auf akute Morddrohungen. Bei Beleidigungen komme ich nicht mehr dazu. Die lösche ich oder sperre ich auf meiner Facebook-Seite."
Volker Beck dürfte in den nächsten Tagen andere Dinge zu tun haben, als sich über die Kommentare im Internet zu beugen. Der Parlamentarier steht - bereits zum zweiten Mal, wie die konservative Tageszeitung "Die Welt" feststellte (doch dazu später mehr), am Ende seiner politischen Karriere. Mit Drogen ertappt, will er sein Mandat behalten. Alle anderen Funktionen, die er für die Grünen wahrgenommen hat, gibt er ab.
Darf der das? Kurz vor Mitternacht am Nollendorf-Platz von der Polizei offenbar mit Crystal Meth erwischt zu werden und dann doch Volksvertreter bleiben? Ich hab da meine Zweifel. Aber nachdem Beck nun lange, lange gegen Schwulenfeindlichkeit angekämpft hat, dürfte ihm das öffentliche Amt im Stillen ohnehin schwer fallen.
Der schnelle Blick ins Netz
Und da Beck keine Zeit haben wird, sich über die Kommentare im Internet zu beugen, machen wir das schnell für ihn. Schnell, weil wir Hohn, Spott und Hater-Kram unter dem Trending Topic #beck einfach komplett weglassen. Nehmen wir dafür halbwegs originelle Kommentare unter dem Hashtag #breakingbeck, den sich TV-Moderator und Twitter-Anwohner Jan Böhmermann ausgedacht haben will.
Der frühere Berliner Ober-Pirat Christopher Lauer erinnert rasch an ein anderes Drogenopfer im Hohen Haus:
Oder nehmen wir die Autorin Sibylle Berg mit einer von vielen Solidaritätsadressen für den Gefallenen:
Interessant auch, dass Kollegen aus dem Hause der bereits erwähnten Tageszeitung "Die Welt" ebenfalls Mitleid bekundeten, Ulf Poschardt etwa:
Interessant ist das deshalb, weil "Die Welt" nun ganz schnell die andere Geschichte aus dem Archiv zog, die dem Spitzen-Grünen schon früher zu schaffen gemacht hatte. "Es ist bereits das zweite Mal, dass Beck seiner Partei in einer entscheidenden Wahlkampf-Phase mit Skandal-Schlagzeilen in die Quere kommt", schrieb das Blatt in seiner Online-Ausgabe.
Und dann kommt es: Becks Rolle in der Pädophilen-Debatte, sein kruder Text für den 1988 erschienenen Sammelband "Der pädosexuelle Komplex", Becks Haltung zur Strafbarkeit von Sexualkontakten mit Kindern und dieser ganze eklige Kram.
Schwul. Grün. Und Drogen.
Schwul. Grün. Und nun auch noch Drogenkonsument. Den braven Bürger schüttelt es bei dieser Vorstellung, dass so einer im Bundestag sitzt. Und das Boulevard-Blatt mit den vier Buchstaben, das die Beck-Story am Nachmittag als erste Quelle hatte, dürfte nun einiges zu schreiben haben.
Wenn Sie mich fragen: Beck war als Politiker stets eine Bereicherung. Er verwies am Nachmittag auf seinen Anwalt und darauf, dass er immer eine liberale Drogenpolitik vertreten habe. Damit kann ich allerdings genau so wenig anfangen wie etwa Stephan Mayer, der innenpolitische Experte der CSU, der sich am Abend entsprechend äußerte.
In jener Talkshow meinte der Moderator irgendwann polemisch nach einem längeren Exkurs von Beck: "Lasst den Volker ruhig ins Leere reden." Und so wird es jetzt auch sein. Schade.
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