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Der Sport ist stärker als der Terror

Joscha Weber Bonn 9577
Joscha Weber
1. Mai 2015

Nach der Absage des Frankfurter Radklassikers formiert sich spontaner Protest bei den Radsportlern. Ein starkes Signal, meint DW-Sportredakteur Joscha Weber, denn der Terror darf den Sport nicht besiegen.

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Protestfahrt von Radsportlern nach der Rennabsage in Frankfurt (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/Ralph Orlowski

Es gehört längst zu unserer Zeit, dass sich Terroristen im Netz formieren. Neu ist, dass sich dort auch binnen weniger Stunden eine zivilgesellschaftliche Opposition gegen den Terror bilden kann. So zu beobachten in den sozialen Netzwerken nach der Absage des Frankfurter Radklassikers. Eine rege Diskussion entwickelte sich auf Twitter und Facebook, aufgebrachte, traurige und trotzige Reaktionen von Teilnehmern wie Fans waren da zu lesen. Bei aller Vielfalt der Einwürfe, kristallisierte sich ein Tenor heraus: Der Terror darf den Sport nicht zerstören!

Und erfreulicherweise blieb es nicht nur bei Worten, die Radsport-Community handelte: Spontan organisierte sich eine Protestbewegung. Rund 700 Jedermann-Radsportler trafen sich trotz der Absage am morgen am Startort in Eschborn und fuhren dann im Verband gemeinsam einen Teil der Strecke ab - eine bemerkenswerte und mutige Aktion. Trotzig passierten sie auch die Wohnung der Terrorverdächtigen in Oberursel, in der die Polizei am Tag zuvor eine Bombe, Munition, Teile eines Sturmgewehrs sowie eine Übungsgranate für eine Panzerfaust gefunden hatte. "Wir lassen uns nicht unterkriegen", sagte ein Teilnehmer der Tour. Ein starkes Zeichen gegen den Terror, ein starkes Zeichen für die Freiheit.

DW-Sportredakteur Joscha Weber (Foto: DW)
DW-Sportredakteur Joscha Weber: "Der Sport ist besonders schützenswert"

Nicht nur der Radsport wurde attackiert

Denn es geht hier um weit mehr als nur um ein Radrennen. Es geht um die Errungenschaften der demokratischen Zivilgesellschaften. Ohne Angst vor Gewalt, ohne Einschränkungen der Bewegungsfreiheit seiner Freizeitbeschäftigung nachgehen zu können, ist eine Selbstverständlichkeit in modernen Demokratien - und das ist gut so. Damit dies auch so bleibt, braucht die Gesellschaft wie im Falle des vereitelten Anschlags von Frankfurt aufmerksame Sicherheitsorgane sowie couragierte Bürger. Die Radsportler in Eschborn haben diesen Mut gezeigt, sind genau wie die Menschen in Paris nach dem Attentat in der Charlie-Hebdo-Redaktion auf die Straßen gegangen.

Genauso richtig wie dieses Zeichen war aber auch die Rennabsage. Weil längst noch nicht klar ist, ob das mutmaßliche Terroristenpaar alleine handelte, kam keine andere Entscheidung infrage. Niemand will eine erneute Katastrophe wie beim Boston Marathon 2013. Die Verwundbarkeit sportlicher Großveranstaltung mit Tausenden Zuschauern und zum Teil Millionen Zuschauern ist ein Fakt, der nicht wegzudiskutieren ist. Umso wichtiger ist es daher, dass der Sport - so gut es eben geht - geschützt wird.

Anschlag auf den Boston Marathon 2013 (Foto: Reuters)
Bilder, die sich nicht wiederholen dürfen: Der Anschlag auf den Boston Marathon 2013Bild: Reuters

Sport als universelle Sprache, die jeder versteht

Schützenswert ist er in besonderem Maße: Wohl sonst kein anderer gesellschaftlicher Bereich vermag es so sehr wie der Sport Menschen zusammenzubringen, gemeinsame Emotionen zu wecken, kulturellen Austausch zu ermöglichen. Der Sport ist eine universelle Sprache, die jeder versteht. Das ist die Botschaft, die von Eschborn und Frankfurt ausgehen sollte. Der Sport ist stärker als der Terror.

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