Frauenquote - na und?!
6. März 2015Schön, ab 2016 ziehen also mehr Frauen in die Aufsichtsräte der rund 100 großen börsennotierten Unternehmen ein. Gesetzlich verordnet, müssen dann mindestens 30 Prozent des Gremiums weiblich sein. Ist das der Riesenschritt auf dem Weg in Richtung gleichberechtigter Teilhabe an Führungspositionen in der Wirtschaft? Wohl kaum.
Die Aufsichtsräte sind ja nicht die eigentlichen Entscheider in einem Konzern. Sie sind die Kontrolleure. Sicher, sie ernennen auch die Vorstände. Doch für diese Personalentscheidungen sind Mehrheiten erforderlich, meistens sogar Zwei-Drittel-Mehrheiten. Die müssen erst einmal organisiert sein. Selbst wenn sich die Frauen einig wären, wovon per se ja nicht auszugehen ist, gegen die (Männer-)Mehrheit kriegen sie keine eigene Personalie durch. Das Argument: Frauen würden ihresgleichen fördern und so in Spitzenpositionen bringen, zieht meines Erachtens deshalb nicht.
Ach ja, und sollte sich partout keine geeignete Frau für den ihr zustehenden Platz im Kontroll-Gremium finden, bleibt der Stuhl leer. Was hat sich der Gesetzgeber denn dabei gedacht: ein leerer Stuhl schadet nicht?
Die Einführung der Frauenquote für Aufsichtsräte geht aus meiner Sicht am Kern des Problems vorbei. Frauen müssen in den Vorständen von Unternehmen vertreten sein. Dort werden Strategien entwickelt und die wichtigen Entscheidungen über Investitionen und Personal getroffen. Damit sie dort hingelangen, bedarf es nicht einer Quote, sondern eines Kulturwandels in den Unternehmen und in der Gesellschaft. Es müssen die Gehaltsstrukturen transparent gemacht werden und die Regeln für Beförderungen klar kommuniziert werden. Auch müssten die Arbeitgeber Arbeitszeiten, Anwesenheitspflichten flexibler handhaben. Unterstützung bei der Organisation von zum Beispiel Kinderbetreuung ist in meinen Augen mehr wert als jede Quote.
Das jetzt verabschiedete Gesetz passt wieder einmal prima zu dem Motto: Wasch mich, aber bitte, mach mich nicht nass.