Zwei Bilder prägten den 24. Spieltag, die unterschiedlicher kaum sein konnten. Zum einen richteten sich die Objektive auf Uli Hoeneß, der erstmals nach seiner vorzeitigen Haftentlassung wieder als freier Mann auf der Münchener Ehrentribüne Platz nehmen durfte, mit seinem Vereinsschal um den Hals. Fast wie früher, als hätte es die 21 Monate Haft wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe nicht gegeben. „Uli, du bist der Beste“, begrüßten ihn die Fans und ließen damit keinen Zweifel daran, wen sie bald wieder an der Spitze des Vereins sehen wollen. Das muss nicht kommentiert werden. Noch nicht. Auch nicht unbedingt, dass die Bayern unter den Augen von Hoeneß gegen Mainz überraschend ihre zweite Saisonniederlage kassierten und einige - wahrscheinlich voreilig - ein wieder offenes Titelrennen wittern.
Hätte auch tödlich enden können
Geredet werden aber muss über das andere Bild des Spieltags, das sicher in Erinnerung bleiben wird: Vor dem Nordderby zwischen Hannover und Wolfsburg brannten im Gästeblock Bengalos, dann schlug einer der Leuchtkörper genau unter dem Dach der Hannoveraner Ersatzbank ein. Nur eine angekokelte Hose des 96er-Vereinsarztes, mehr passierte Gott sei Dank nicht. Das grenzt fast schon an ein Wunder. Brennende Bengalos entwickeln schließlich eine Hitze von bis zu 2500 Grad Celsius. Schwerste Verletzungen sind möglich, auch tödliche nicht ausgeschlossen.
Straftäter, nichts sonst
Das ist kein Geheimnis. Selbst die größten Dumpfbacken sollten das inzwischen mitbekommen haben. Wer Bengalos zündet, mag bei nachsichtiger Betrachtungsweise vielleicht noch als unterbelichteter Chaot durchgehen. Wer sie jedoch in Richtung von Menschen abfeuert, ist ein Straftäter. Nichts anderes. Und deshalb muss er auch verfolgt und bestraft werden. Es ist unerträglich, dass diese Unbelehrbaren das Stadion immer noch für einen rechtsfreien Raum halten, in dem sie in der Anonymität der Masse untertauchen können.
Alles halb so wild?
Der Zwischenfall von Hannover wirft auch ein Schlaglicht auf die so genannte Ultra-Szene. Diese Gruppierungen sind sich über Vereinsgrenzen hinweg einig, wenn es darum geht, sich über Sanktionen des DFB oder vorbeugende Maßnahmen gegen Gewalt im Stadion aufzuregen. Wenn jedoch Dinge passieren wie jetzt beim Nordderby, hüllen sie sich in Schweigen, als wollten sie signalisieren: Ist doch alles halb so wild. Ist es aber nicht. Diese Typen machen den Fußball kaputt.
Keine Selbstreinigung
"Das kennen wir normalerweise von unseren Fans nicht", befand Wolfsburgs Manager Klaus Allofs nach dem Spiel. Er hat nur insofern Recht, dass die Übeltäter nicht die Bezeichnung „Fans“ verdienen. Doch Bengalos im Wolfsburger Block hatte es auch schon bei früheren Derbys gegeben. Mit einem Tag Abstand kündigte der Verein Sanktionen gegen die Täter von Hannover an. Wie die aussehen könnten, blieb jedoch offen. An die Selbstreinigungskraft des Fußballs im Umgang mit Gewalt glaubt ohnehin kaum noch jemand.