Kommentar: "Du musst kämpfen"
12. März 2017"Die Fans haben es gut gemacht, wir haben es gut gemacht, und der da oben wird sich freuen", kommentierte Darmstadts Kapitän Aytac Sulu den 2:1 Sieg seiner "Lilien" über den FSV Mainz 05. Mit "dem da oben" meinte Sulu Jonathan "Johnny" Heimes.
Johnny Heimes war glühender Verehrer der SV Darmstadt 98 und vor genau einem Jahr einem langwierigen Krebsleiden erlegen. Er begleitete, schon von seiner Krankheit gezeichnet, den Aufstieg des Vereins von der dritten in die erste Bundesliga. Wann immer es ihm möglich war, besuchte er die Partien und wurde so zu einer Art Symbolfigur des Klubs. Einer, der sich nicht unterkriegen lässt, auch wenn er eigentlich keine Chance hat. So wie die Underdogs aus Darmstadt mit ihrem Mini-Etat, ihrem altmodischen, viel zu kleinen Stadion und einem Spielerkader, der bei genauer Betrachtung bestenfalls mittleres Zweitliga-Niveau hat.
Aber wie die Darmstädter Fußballer, so hat sich auch Heimes nie unterkriegen lassen. Auch nicht, als die Krebserkrankung seine hoffnungsvolle Tenniskarriere stoppte. Einst Jugend-Hessenmeister und Trainingspartner der späteren Topspielerin Andrea Petkovic, musste er seinem körperlichen Verfall machtlos zusehen. Aufgegeben hat er trotzdem nie. Im Gegenteil - ein Jahr vor seinem Tod gründete er zusammen mit Petkovic die gemeinnützige Gesellschaft "Du musst kämpfen", die Vereine und Projekte für eine Sporttherapie in der Krebstherapie von Kindern und Jugendlichen unterstützt.
Heimes wurde zu einer Berühmtheit. Er war Protagonist in Fernseh-Dokumentationen und Gast in Talkshows. Nach seinem Tod erklärte sich der Namenssponsor des Darmstädter Stadions bereit, für ein Jahr auf seine Namensrechte zu verzichten. Die komplette Saison heißt es nun statt "Merck-Stadion am Böllenfalltor" "Jonathan-Heimes-Stadion am Böllenfalltor". Nun, zu seinem Todestag, lief die Mannschaft nicht mit den von einem Software-Hersteller gesponserten Trikots auf, sondern mit einer Sonderedition und der Aufschrift "Du musst kämpfen".
Und die Darmstädter, abgeschlagener Letzer in der Liga, stellten sich Heimes´ Vermächtnis. Sie kämpften, was das Zeug hielt. "Johnny ist täglich ein Thema bei uns", hatte Trainer Torsten Frings im Vorfeld berichtet. "Wir nehmen uns sein Motto zu Herzen, gerade in unserer Situation, dass man immer weiter kämpfen muss, dass man immer positiv bleibt, immer alles gibt." Heraus kam der vierte Saisonsieg.
Nun wird sich Darmstadt 98 trotz des Erfolgserlebnisses aller Voraussicht nach nicht vor dem Abstieg retten, ebenso wenig, wie Heimes den frühen Tod mit 26 Jahren durch seinen Kampfeswillen verhindern konnte. Aber es sind diese Momente, die Hoffnung geben, die das Leben lebenswert machen. Der Glaube, der Berge versetzen kann. Und der Kampfgeist. Man wird ja wohl noch träumen dürfen. Denn diese Sportweisheit gilt auch für das richtige Leben: Wer nicht kämpft, hat schon verloren!
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