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Kommentar: Englands Verband muss umdenken

Tobias Oelmaier20. Juni 2014

England muss erstmals nach 56 Jahren wieder nach der Vorrunde einer WM nach Hause fahren. Schuld ist die dürftige Nachwuchsarbeit, sagt DW-Redakteur Tobias Oelmaier.

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Bild: DW / Christel Becker-Rau

"Das ist die beste Mannschaft, seitdem ich für England spiele", hatte Wayne Rooney vor dem WM-Auftakt in Brasilien noch festgestellt. Und er ging sogar noch weiter: "Wir haben eine junge Mannschaft, Italien ist mehr oder weniger das gleiche Team." Pirlo? "Ein fantastischer Spieler. Aber wir haben auch großartige Spieler, sie (die Italiener) sollten sich mehr um unser Team sorgen." Schon wenige Tage später sollte sich zeigen: großartige Spieler? Ja, vielleicht. Aber ein großartige Mannschaft? Nein!

Denn die Engländer scheiterten nicht nur an den Italienern, sondern auch an Uruguay. Der Sieg Costa Ricas über Italien bedeutete das frühzeitige Aus. Eine historische Pleite. Denn nach der Vorrunde mussten die "Three Lions" letztmals vor 56 Jahren zurück ins Mutterland des Fußballs reisen.

Viele Topstars, wenige Engländer

Der Präsident des englischen Verbandes FA, Greg Dyke, hat die Ursache für das Scheitern schon erkannt. Im TV-Sender "Sky Sports News" machte er die Unerfahrenheit einiger Spieler und die vielen Ausländer in der Premier League für die beiden Niederlagen verantwortlich: "Die Auswahl ist nicht mehr so groß, aber damit müssen wir klarkommen." In der Tat: Durchforstet man die Kader der vier besten Klubs der vergangenen Saison, kommt man bei rund 100 Profis gerade mal auf 26 Engländer, einige davon mit Doppelstaatsbürgerschaft.

Dass ausgerechnet der für den FC Liverpool stürmende Luis Suarez den Engländern den Todesstoß versetzte - Ironie des Schicksals. Dennoch ist die Aussage Dykes ein Armutszeugnis. Auch in Deutschland hatte es in den 90er Jahren eine ähnliche Entwicklung gegeben, aber der DFB steuert seit der Jahrtausendwende energisch dagegen. Jugendleistungszentren, Fußballinternate, Talentförderung sind ein wichtiger Teil der Verbandsarbeit. Und die daraus hervorgegangenen Spieler sind auf der ganzen Welt begehrt. Die FA täte gut daran, ebenfalls umzudenken. Sonst wird das Mutterland des Fußballs auch weiterhin noch lange warten müssen auf internationale Erfolge.