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Kommentar: Exempel gegen Hass

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Sarah Wiertz
29. Februar 2020

Der FC Bayern und Hoffenheim setzten nach den Hopp-Anfeindungen ein einmaliges Zeichen in der Bundesliga. Richtig, meint DW-Redakteurin Sarah Wiertz, fragt sich jedoch: Warum gibt es keine solchen Aktionen bei Rassismus?

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EINSCHRÄNKUNG | Fußball Bundesliga | TSG 1899 Hoffenheim vs. FC Bayern München | Spielunterbrechung Beleidigung Hopp
Bild: Imago Images/Hartenfelser

"Ich schäme mich, das ist ein ganz hässliches Gesicht des FC Bayern München, für das es keine Entschuldigung gibt". FCB-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge lässt nach den bemerkenswerten Taten auf dem Spielfeld eindringliche Worte folgen. Der Grund: Teile der Gästefans hatten mehrmals Schmähplakate gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp gezeigt, der vom Deutschen Fußball-Bund eine Ausnahme der 50+1-Regel besitzt und aus Sicht vieler Fans symbolhaft für die Kommerzialisierung des deutschen Fußballs steht. Daraufhin hatte Schiedsrichter Christian Dingert das Spiel zweimal unterbrochen, die Schlussviertelstunde spielten beide Teams nur noch symbolisch zu Ende.

Damit haben beide Vereine ein einmaliges Zeichen gesetzt, der 6:0 (4:0)-Erfolg des Tabellenführers wird zur Nebensache. Die Bilder von wild gestikulierenden Bayern-Profis und -Funktionären vor der Gästekurve bleiben an diesem Spieltag ebenso in Erinnerung wie die Umarmungen von Rummennigge mit Hopp und dem gemeinsamen Auftritt beider Mannschaften im strömenden Regen nach dem Spielabpfiff.

Reaktionen auf das Urteil des DFB-Sportgerichts

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DW-Redakteurin Sarah Wiertz

Schiedsrichter Christian Dingert hat vorbildlich reagiert, die Vorgaben des 3-Stufen-Plans des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) eingehalten und damit erst diese gemeinsame Aktion der beiden Teams möglich gemacht. Auch in Dortmund gab es seitens des Stadionsprechers eine Durchsage, die Schmähgesänge gegen Hopp einzustellen, auch hier wurde die Partie kurzzeitig unterbrochen. Erst eine Woche zuvor gab es in der Partie Mönchengladbach gegen Hoffenheim eine Pause, nachdem Hopps Konterfei von Heimfans in einem Fadenkreuz gezeigt wurde. Die verschiedenen Fangruppen spielten damit auf ein Urteil des DFB-Sportgerichts an, das den BVB mit einer Zwei-Jahres-Sperre für Gastspiele in Sinsheim belegt hatte.

Endlich reagieren, endlich handeln im deutschen Fußball die Menschen und Verantwortlichen, deren Stimme gehört wird, deren Maßnahmen etwas bewegen können. Mit der Aktion haben der FC Bayern und die TSG Hoffenheim gezeigt, dass sie ein menschenverachtendes Verhalten von einem Teil der Fans nicht akzeptieren. Gut so, richtig so.

Was ist mit Rassismus, Homophobie und Sexismus?

Jedoch: Warum reagieren die Fußballspieler, die Schiedsrichter, die Vereine, der DFB nicht ebenso konsequent bei den rassistischen, homophoben oder sexistischen Beleidigungen? Im Fall von Hertha-Profi Jordan Torunarigha auf Schalke beispielsweise gab es noch nicht mal eine Stadiondurchsage, geschweige denn eine Spielunterbrechung oder gar eine Aktion. Als Jugendfußballer von Hertha den Platz wegen rassistischer Beleidigungen verließen, wurde die Partie vom DFB gegen sie gewertet.

Die Beleidigungen und Hasstiraden gegenüber Hopp sind nicht akzeptabel. Punkt. Jedoch zielen sie nicht gegen ihn als Menschen, sondern gegen das, wofür er steht: ein Mäzen, der in der Gunst des DFB steht und mit seiner Ausnahmeregelung die Basis des deutschen Fußballs unterminiert. Es ist auch Kritik am DFB selbst. Bei rassistischen, homophoben oder sexistischen Beleidigungen, wie sie wöchentlich in deutschen Fußballstadien  vorkommen, werden die Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihrer sexuellen Orientierung oder ihres Geschlechts angegangen. Bei diesen Vorkommnissen gibt es jedoch nur hinterher bedeutungslose Phrasen, Taten oder Konsequenzen gibt es kaum. Hier müssen die Vereine, der DFB und die DFL und auch die Spieler endlich auch Farbe bekennen und ein deutliches Zeichen setzen!

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Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online